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Tierärztin werden? Wenn aus Spiel Ernst wird, kommen viele Fragen auf.
Foto: fizkes – stock.adobe.com
Tierärztin werden? Wenn aus Spiel Ernst wird, kommen viele Fragen auf.

Fragen Sie EVA

Sie will Tiermedizin studieren: Soll sie?

Eine häufige Frage an Tierärzte ist: „Meine Tochter will Tiermedizin studieren. Wie sind denn da die Aussichten?“ In unserer Kolumne gibt EVA Tipps, wie man verantwortungsvoll und kompetent mit dem Anliegen umgeht.

Liebe Eva, ich bin praktizierende Tierärztin und eine häufige Frage, mit der mich andere Menschen im beruflichen und privaten Alltag konfrontieren, ist: „Meine Tochter möchte Tiermedizin studieren. Was sagst du dazu, wie sind denn in dem Beruf so die Aussichten?“ In meinen ersten Berufsjahren überlegte ich nicht lange und zählte die Nachteile (etwa geringes Gehalt, schwierige Arbeitszeiten) auf, mit dem Ziel, ein bisschen Realismus zu vermitteln. Zunehmend wird eine Antwort aber schwieriger für mich. Im Beruf ändert sich so viel. Es ist mir auch immer unangenehm gewesen, dass viele ungläubig reagierten. Wie gehe ich mit dieser Frage um, ohne zu viel Persönliches hineinzubringen? Eine viel Gefragte

EVA: Die Frage kenne ich gut – und eine kleine Recherche unter Kolleginnen und Kollegen erbrachte, dass es den meisten Tierärzten so geht. Die Urlaubsbekanntschaft am Buffet der Jugendherberge, der Handwerker, der gerade die Dunstabzugshaube wieder zum Laufen gebracht hat, die entfernte Verwandte auf einer Familienfeier: Sie alle haben zufällig eine Tochter in der zwölften Klasse, die mit dem Gedanken spielt, demnächst Tiermedizin zu studieren.

Wenn ich Ihren Text lese, dann gewinne ich den Eindruck, dass Sie hier Verantwortung empfinden und kompetent und ehrlich informieren möchten. Sie möchten aber auch Ihre Grenzen wahren und nicht zu persönlich werden.

Erst einmal: Sie müssen nichts Persönliches preisgeben, weder ihr Gehalt noch die Enttäuschungen, die Sie mit Ihrer Residency vor zwei Jahrzehnten verbinden. Wenn Ihnen diejenigen, die die Frage stellen, nahestehen, sieht das natürlich anders aus. Wenn aber eine größere Distanz zu den Ratsuchenden besteht (Patientenbesitzer, Urlaubsbekanntschaft), dann würde ich empfehlen, genau das zu sagen, was Sie geschrieben haben: „Im Beruf ändert sich momentan so viel.“ Sagen Sie, dass vieles im Fluss ist, Stichwort Fachkräftemangel. Für viele Fragestellende sind meiner Erfahrung nach darüber hinaus vor allem zwei Informationen neu und wertvoll: 1. dass es viele verschiedene Berufsfelder gibt, von der Lebensmittelüberwachung bis zum Heimtierspezialisten, und 2. dass es bisher keinen Tarifvertrag für angestellte praktizierende Tierärzte gibt.


Top Job:


Berufsberatung am Nordseestrand?

Damit ist natürlich nicht die ganze Frage beantwortet und auch keine umfassende Beratung geleistet. Manche Tierärzte händigen deshalb ihren Praktikanten einen Flyer mit Infos und Links aus (Gehaltsempfehlungen, interessante Artikel, Berufsfelder etc.). Wenn Ihre Praxis so etwas noch nicht macht – rufen Sie es doch einfach ins Leben. Gespeichert auf Ihrem Handy, können Sie eine solche Information auch am Nordseestrand an die andere Hundebesitzerin weitergeben. Eine weitere Möglichkeit ist es, einen Beitrag zu dem Thema im Social-Media-Auftritt der Praxis zu verankern. So können Sie nach einigen Sätzen auf diese leicht verfügbaren Informationen hinweisen. Und bedenken Sie: Wenn man sich für ein Studienfach entscheidet, sollte man auch Zeit für Recherchen aufbringen. Geben Sie also auch Verantwortung zurück an die Ratsuchenden, empfehlen Sie etwa Praktika oder Schnuppertage an den Universitäten.

Fragen Sie EVA!

EVA (Engagiert Veterinärmedizinisch Arbeiten) steht für eine Tierärztin, die seit mehr als zwei Jahrzehnten als Führungskraft und Coach in der Veterinärbranche arbeitet. In Der Praktische Tierarzt beantwortet Sie Ihre Fragen.

Sie sind Tierärztin oder Tierarzt und haben ein Problem, das Sie im Arbeitsalltag belastet? Dann fragen Sie EVA. Schicken Sie Ihre Fragen an: DerPraktischeTierarzt@Schluetersche.de

Hinweis: Im August macht EVA Urlaub und wird von einer Redakteurin vertreten.

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Journal Club

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