Wie in der Humanmedizin wird auch bei Hund und Katze allzu häufig und wissenschaftlich nicht fundiert „Schleimhautschutz“ verabreicht. Mit dieser Fehlentwicklung möchte das ACVIM aufräumen.
Hier das Wichtigste in Kürze:
- Der Nutzen von Antazida bei Magen-Zwölffingerdarm-Geschwür/ Erosion (GUE) und gastroösophagealem Reflux ist unzureichend belegt. Es gibt länger und besser wirksame Stoffe.
- Säurehemmer sind eventuell prophylaktisch wirksam bei Lebererkrankungen ohne gastrointestinale Blutung und bei gastroösophagealem Reflux, nicht aber zur Behandlung einer non Helicobacter pylori-Infektion oder (bei Standarddosierung) zur Prophylaxe und Therapie von thrombozytopenischen Blutungen.
- Der Nutzen von H2-Rezeptorantagonisten (H2RA) einmal täglich bei GUE und Reflux-Ösophagitis ist nicht belegt. Monotherapie mit H2RA zweimal täglich ist weniger wirksam als Protonenpumpeninhibitoren (PPI) und kann in Kombination deren Wirkung verringern.
- In der GUE-Therapie sollten PPI als Therapiestandard bei Hund und Katze erwogen werden. Alle verfügbaren PPI wirken etwa gleich gut. Für PPI sind bei Hund und Katze keine schwerwiegenden Nebenwirkungen beschrieben; eine Dysbiose ist aber möglich (Komplikationen: bakterielle Pneumonie, NSAID-Komplikationen etc.). Zur Therapie säurebedingter GUE sind PPI zweimal täglich die beste Option (Ausschleichen nach drei bis vier Wochen).
- Misoprostol kann Aspirin-induzierte GUE heilen, nicht aber durch Glukokortikoide induzierte Ulzera. Für Ulzera durch andere NSAIDs fehlt der Nachweis.
- Sucralfat: kaum Belege für Nutzen bei Prophylaxe/Therapie von Ösophagusschäden; keine Belege für antiphlogistische Wirkung bei Ösophagitis oder für Nutzen einer Kombination mit H2RA oder PPI für GUE-Therapie. Bioverfügbarkeit von Tabletten ist anzuzweifeln.
- Kein Nutzen war nachweisbar für Schleimhautschutz-Prophylaxe bei kritisch kranken Patienten ohne konkrete Indikation, bei Nierenerkrankungen (IRIS-Stadien 1 bis 3), bei Pankreatitis, bei nicht-erosiver Gastritis oder bei gastrointestinalen Komplikationen infolge von Rückenmarkschäden oder -eingriffen.
Originalpublikation:
Marks SL, Kook PH, Papich MG, Tolbert MK, Willard MD (2018): ACVIM consensus statement: Support for rational administration of gastrointestinal protectants to dogs and cats. J Vet Intern Med 32(6): 1823–1840. DOI 10.1111/jvim.15337.