Hausschweinebestände in Deutschlands sind regional immer wieder durch die Wildschweinepest bedroht. Im Verdachtsfall muss eine Reihe infektiöser und nicht-infektiöser Ursachen ausgeschlossen werden. Wir beschreiben den Fall einer Escherichia (E.) ...
Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 123, 119-124
DOI: 10.2376/0005-9366-123-119
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2010
Publiziert: 03/2010
Zusammenfassung
Hausschweinebestände in Deutschlands sind regional immer wieder durch die Wildschweinepest bedroht. Im Verdachtsfall muss eine Reihe infektiöser und nicht-infektiöser Ursachen ausgeschlossen werden. Wir beschreiben den Fall einer Escherichia (E.) coli-Septikämie, deren klinische und pathologische Symptomatik nicht vom Bild der Europäischen oder Afrikanischen Schweinepest differenziert werden konnte. Der E. coli-Stamm ließ sich keiner bekannten serologischen Gruppe zuordnen und verfügte auch nicht über die für ETEC (Enterotoxische E. coli) und EDEC (Ödemkrankheit-verursachende E. coli) beschriebenen Virulenzfaktoren. Stattdessen konnten P-Fimbrien und das Aerobactin nachgewiesen werden, die den Stamm als extraintestinal pathogenen Stamm (ExPEC) charakterisieren. Während extraintestinal pathogene Stämme hin und wieder im Zusammenhang mit Septikämien bei Saugferkeln und Absetzferkeln beschrieben wurden, ist dies der erste Bericht über eine E. coli-assoziierte hämorrhagische Septikämie bei einem adulten Schwein. Der Fall beweist, dass extraintestinal pathogene E. coli durchaus in der Lage sind, Septikämien und Hämorrhagien auszulösen und daher auch als Differentialdiagnose zur Schweinepest berücksichtigt werden müssen.Summary
Domestic pig herds in some regions of Germany are permanently threatened by Classical Swine Fever. In the case of suspicion, a series of infectious and non infectious causes has to be excluded. The present paper describes a case of Escherichia coli septicaemia, with clinical and pathological symptoms that could not be differentiated from European or African Swine Fever. The E. coli strain could not be classified by standard serotyping. Virulence factors common for ETEC (enterotoxic E. coli) or EDEC (edema-disease E. coli) were not detected. Instead, we found P-fimbriae and aerobactin, thus characterising this strain as an extraintestinal pathogenic strain. Such strains have sporadicly been reported as the cause of septicaemia in piglets or weaners, but the present case is the first report of an E. coli-associated septicaemia in an adult pig. This case shows that extraintestinal pathogenic E. coli can be the cause of severe septicaemia and haemorrhagia. They thus have to be considered as a further differential diagnosis in swine fever.