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Klauenbeinfrakturen mit Ultraschall erkennen?

Auch ohne Röntgengerät lässt sich die Diagnose mit hoher Treffsicherheit stellen. Ein mobiles Ultraschallgerät kann hier gute Dienste Leisten.

  • Ultraschall eignet sich auch zur Diagnostik orthopädischer Erkrankungen beim Rind.
  • Eine aktuelle Untersuchung an Extremitäten vom Schlachthof zeigt, dass die Diagnose von Klauenbeinfrakturen mittels mobilem Ultraschallgerät mit recht hoher Sensitivität und Spezifität möglich ist.
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  • Ein Röntgengerät hat kaum ein Rinderpraktiker im Wagen – ein mobiles Ultraschallgerät hingegen ist oft an Bord. Da drängt sich die Frage auf, ob ein Verdacht auf Klauenbeinfraktur, eine der häufigsten Frakturen bei adulten Rindern, nicht auch mit dieser Methode abgeklärt werden könnte. Dieser Fragestellung wurde in einer Studie mit 54 vom Schlachthof gewonnenen Rinderextremitäten experimentell nachgegangen.

    Zu diesem Zweck wurde bei 25 Extremitäten mit Hammer und Meißel das Klauenbein gebrochen, sodass eine geschlossene vollständige Fraktur entstand, deren Vorhandensein äußerlich nicht erkennbar war. Die Frakturen wurden durch Röntgenaufnahmen bestätigt. Dann wurden alle Extremitäten in zufälliger Reihenfolge zweimal von zwei verblindeten Untersuchern mithilfe eines 5-MHz-Linearschallkopfes ultrasonografisch untersucht.

    Lahmheitsdiagnose mit dem Ultraschallgerät

    Die mit Ultraschall diagnostizierten Frakturen wurden an der isolierten Gliedmaße korrekt lokalisiert (maximal 2 Millimeter von der röntgenologisch bestätigten Bruchstelle entfernt). Der Frakturspalt erschien sonografisch unregelmäßig konturiert, als Unterbrechung eines normalen Bildverlaufs und/oder als offensichtlicher Schaden an einer ansonsten glatten Kontur der echoreichen Plantarseite des Klauenbeins.

    Die errechnete Sensitivität der Ultraschalldiagnostik lag bei 93 Prozent und die Spezifität bei 91 Prozent. Die statistische Analyse des ersten und zweiten Untersuchungsergebnisses für dieselbe Extremität ergab für Untersucher A eine Reliabilität von 0,96 und für Untersucher B 0,88. Zwischen beiden Untersuchern betrug die Reliabilität 0,77. Untersucher A hatte 99 korrekte und drei falsch-negative Diagnosen; Untersucher B hatte 89 korrekte, vier falsch-negative und neun falsch-positive Diagnosen. Allerdings waren die Untersucher unterschiedlich erfahren in der Durchführung und Auswertung von Ultraschalluntersuchungen. Das deutet darauf hin, dass die Erfolgsquoten durch entsprechendes Training zu steigern sein dürften.

    Die Autoren schließen, dass artifiziell erzeugte Klauenbeinfrakturen in diesem post-mortem-Szenario gut mit Ultraschall zu diagnostizieren waren und gehen davon aus, dass die Situation am lebenden Rind sich ähnlich darstellt. Sie ermuntern praktizierende Tierärzte ausdrücklich, diese Methode auszuprobieren.

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  • Originalpublikation

    Laschinger J, Kofler J, Schieder K, Tichy A, Hund A (2021): Ultrasonographic diagnosis of closed pedal bone fractures in bovine claws: An ex-vivo study in slaughterhouse specimens. Vet J 268: 105591. doi.org/10.1016/j.tvjl.2020.105591.

    Zum vollständigen Artikel: hier