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Eltern sind die Berater ihrer Kinder – häufig auch, wenn es um den Berufswunsch geht. 
Foto: Jenny Sturm - stock.adobe.com
Eltern sind die Berater ihrer Kinder – häufig auch, wenn es um den Berufswunsch geht. 

bpt | Berufsbild Tierarzt/Tierärztin

Digitaler Elternabend zur „Woche der Ausbildung“

Solange sich die Zulassungsbedingungen für das VetStudium nicht ändern, nutzt der bpt jede Gelegenheit, um bei potenziellen Vet-Studierenden und deren Eltern für ein realistisches Berufsbild Tierarzt/ Tierärztin zu werben.

Der Mangel an Fachkräften – in unserer Branche betrifft er Tierärzte wie Tiermedizinische Fachangestellte gleichermaßen – ist das eine. Das andere ist die Frage, wie man den „richtigen“ Nachwuchs für unsere Berufe begeistert. Ein wesentlicher Schlüssel liegt in der Ansprache der Eltern. Noch vor dem Freundeskreis gelten sie für Jugendliche nämlich als wichtigste Berater in Sachen Berufswahl. Wie aber schafft man es, ein realistisches, nicht von mancherlei Vorabendserien verklärtes Bild von der Arbeit als Tierarzt oder Tiermedizinische Fachangestellte in die Breite der nicht fachlichen Öffentlichkeit zu tragen? Der bpt hat hierzu am 12. März 2024 mit einem Pilotprojekt neue Wege beschritten.

Gemeinsam mit der Agentur für Arbeit Berlin Mitte haben wir im Rahmen einer „Woche der Ausbildung“ einen „Digitalen Elternabend“ auf die Beine gestellt. Die Idee: Echte Praktiker berichten aus ihrem Berufsleben und beantworten die Fragen von Eltern, deren Kinder sich für den Tierarztberuf interessieren oder Tiermedizinische Fachangestellte werden möchten.

Sie will Tiermedizin studieren: Soll sie?

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Nicht bloß Beruf, sondern Berufung


Top Job:


Carolin Bauditz eröffnete den Abend mit spannenden Einblicken in die abwechslungsreichen Tätigkeiten einer Tiermedizinischen Fachangestellten, die zudem als Praxismanagerin mit einem breiten Verantwortungsgebiet eingesetzt ist.

Dr. Janin Kröll ließ sich anschließend in der Kleintierpraxis über die Schulter schauen. Engagiert legte sie dem Nachwuchs den Tierarztberuf ans Herz, als echte „Berufung“. Es sei einer der Berufe, in dem man Dinge, die man sich zutraue, auch machen könne, eine gute Wahl für entscheidungsfreudige Charaktere und eine Basis, von der aus man ein Leben lang die Weichen neu stellen könne.

Dr. Michael Kreher berichtete sodann aus dem Alltag in einer Nutztierpraxis. Auch er betonte den enormen Freiraum, den der Freie Beruf Tierarzt tatsächlich biete, die Abwechslung empfinde er nicht selten als „atemberaubend“. Humorig fasste er zusammen: „Jeder, der nicht Tierarzt ist, hat Pech!“

Wege in „den schönsten Beruf der Welt“

Die rege Fragerunde und Diskussion mit den Teilnehmern schlug nachfolgend einen großen Bogen. Fragen nach der bürokratischen Belastung im Praxisalltag wurden gestellt (Praxismanager und ein Team mit vielen Schultern helfen!), auch die Besonderheiten eines Arbeitsfelds mit Nacht- und Wochenenddiensten nicht verschwiegen. Kröll: „Verständnis seitens der Familie hilft enorm!“

Die Angst einer Veganerin vorm Schlachthof kam ebenfalls zur Sprache. Kreher warb daraufhin: „Lebensmittelsicherheit gehört dazu, die Arbeit der Tierärzte gewährleistet hier ganz greifbar die öffentliche Gesundheit und ist gelebter Tier- und Verbraucherschutz“.

Auch die vielfältigen Spezialisierungen wurden angesprochen, ferner Fragen zum Studienzugang oder zu den Hochschulstandorten beantwortet. Insbesondere die Erörterung verschiedener, nicht immer ganz geradliniger Wege ins Studium stieß auf großes Interesse. Mehrfach angesprochen wurden etwa Zugänge über die vorangehende Ausbildung zur Tiermedizinischen Fachangestellten oder über das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ), eine Art einjähriges öffentlich gefördertes Praktikum, das ausdrücklich in den Feldern Tierpflege und Tierschutz möglich ist.

Die Praktiker waren sich dabei einig, dass nicht unbedingt der kürzeste Weg vom Einser-Abitur über ein straffes Studium in die Praxis die besten Berufseinsteiger hervorbringe. Sie ermutigten, sich selbst mit vermeintlich „schlechten“ Noten dem Wunschberuf anzunähern und „krumme“ Berufsbiographien nicht zu scheuen. Ein wertvoller Tipp: Mentoren suchen – gerne auch mit Unterstützung des bpt.

Weitere Formate geplant

Noch muss sich das Konzept herumsprechen. Die Pilotveranstaltung hatte einschließlich des bpt-Teams 19 Teilnehmer – was den Austausch umso intensiver gemacht hat. Der bpt wird das Modell aber weiterverfolgen und sich mit künftigen Online-Formaten neben interessierten Eltern (und Schülern) auch an Mitarbeiter der Agenturen für Arbeit/Jobcenter wenden. Die nächsten Gespräche mit der Agentur für Arbeit sind bereits vereinbart. bpt info-wird wieder berichten. (Gabriele Moog, bpt e.V.)