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Therapie der Hyperketonämie bei Milchkühen: Weniger ist manchmal mehr

Eine umfassende Studie untersucht die Wirkung von intravenöser Glukose zusätzlich zu einer Behandlung mit oral verabreichtem Propylenglykol als alleinige Therapie von Hyperketonämie bei laktierenden Milchkühen.

  • Eine Hyperketonämie nach der Abkalbung wird häufig mit Propylengykol und zusätzlich mit Glukoseinfusionen therapiert. 
  • Eine aktuelle Studie hat den Nutzen der Glukoseinfusion in der Praxis untersucht und findet keine Vorteile für die Kombinationstherapie.
  • Für Fälle von schwerer Hyperketonämie wurde der zusätzliche Nutzen einer Glukoseinfektion allerdings noch nicht untersucht.
  • Wir haben der Autorin Dr. Sabine Mann drei Fragen zur Studie gestellt. Hier lesen Sie mehr.
  • Die postpartale Hyperketonämie ist eine bedeutende metabolische Störung, welche besonders bei Milchkühen in der Frühlaktation auftritt. Hierbei kommt es zur vermehrten Bildung von Ketonkörpern in der Leber, welche aus erhöhtem Energie- und Glukosebedarf bei einsetzender Laktation und gleichzeitigem Abfall der Futteraufnahme resultiert. Hohe wirtschaftliche Schäden entstehen vor allem durch negative Begleiterscheinungen wie Metritis, Labmagenverlagerung und verminderte Milchleistung.

    In der hier beschriebenen Studie der Cornell University in Ithaca (New York, USA) wurde der therapeutische Effekt von oral verabreichtem Propylenglykol und intravenös verabreichter Glukose untersucht. Eine erste Studie der Autoren zeigte bei der Behandlung einer Hyperketonämie in der Frühlaktation einen deutlicheren und längerfristigeren Rückgang von β-Hydroxybutyrat im Blut bei der Kombinationsmedikation mit Propylenglykol und Glukose als bei der Therapie mit Glukose oder Propylenglykol allein. Dieses vielversprechende Ergebnis sollte an einer größeren Versuchsgruppe für die Praxis überprüft werden.

    Studienaufbau

    In den Versuch wurden Holstein-Kühe in der Frühlaktation von vier unterschiedlichen Milchviehbetrieben in New York State (USA) inkludiert. Als Schwellenwert wurde eine β-Hydroxybutyrat-Konzentration ≥ 1,2 mmol/l im Blut festgelegt.

    Die randomisierte Blockstudie bestand aus drei Versuchsgruppen: Gruppe 1 wurde 300 ml einer 100-prozentigen Propylenglykol-Lösung für drei Tage oral verabreicht; Gruppe 2 und 3 erhielten oral 300 ml 100-prozentige Propylenglykol-Lösung für drei Tage und intravenös 500 ml 50-prozentige Glukoselösung an Tag eins bzw. für drei Tage.

    Kombinationstherapie bringt keinen Vorteil

    Auswertend wurde in allen drei Gruppen ein ähnlich hoher Rückgang von β-Hydroxybutyrat (BHB) im Blut  ( kleiner 1,2 mmol/l) von bis zu 60 Prozent (Gruppe 1), 52,1 Prozent (Gruppe 2) und 59,5 Prozent (Gruppe 3) gemessen. Die zusätzliche Verabreichung von Glukose erzielte keinen signifikanten Effekt auf das Absinken der Ketonkörperkonzentration im Blut oder unerwünschte Ereignisse wie Verkauf, Tod, Metritis, Labmagenverlagerung oder klinische Ketose. Auch die Milchleistung in den zehn ersten Wochen der Laktation unterschied sich nicht. Obwohl in der Studie nicht untersucht, können durch intravenöse Injektionen Thrombophlebitiden entstehen. In dieser Studie war die alleinige Gabe von Propylenglykol unter dem Gesichtspunkt der weniger invasiven und kostengünstigeren Behandlungsform der Kombinationstherapie mit Glukose vorzuziehen. (Lydia van Dyck)

    Mehr zum Thema

    Warum bei schwerer Hyperketonämie eine Glukosegabe zusätzlich zu Propylenglykol dennoch sinnvoll sein könnte, erklärt Studienautorin Dr. Sabine Mann im Interview.

    Originalpublikationen

    Zum vollständigen Artikel: hier