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Stauungsantibiose: regionale intravenöse Antibiose beim Pferd

Traumatische Erkrankungen der distalen Gliedmaße sind beim Pferd ein häufiger Behandlungsgrund. Mit dem Ziel einer therapeutischen Medikamentenkonzentration in den betroffenen Strukturen stellt die regionale intravenöse Applikation einen effektiven Therapieansatz dar.

Bei Verletzungen der distalen Gliedmaße des Pferdes kommt es nicht selten zu Sekundärinfektionen mit Mikroorganismen, welche eine antibiotische Behandlung erforderlich machen. Die regionale intravenöse Applikation bietet eine wertvolle Möglichkeit, um lokal in den betroffenen Strukturen ausreichend hohe Medikamentenkonzentrationen zu erreichen. Dies hat den großen Vorteil, dass die potenziellen Nebenwirkungen einer systemischen Antibiose umgangen werden können. Gleichzeitig soll die durch die Behandlung bedingte Belastung des Pferdes möglichst gering gehalten werden. Dabei spielt die Dauer der angelegten Stauung eine wichtige Rolle.

Ausreichend hohe Hemmkonzentrationen erreicht

Um die erforderliche Dauer der Stauung zur regionalen intravenösen Antibiotikaapplikation zu ermitteln, führten nordamerikanische Forscher eine experimentelle Studie an sieben gesunden Pferden durch. Nach Anlegen eines Stauschlauchs am Hinterbein verabreichten sie Amikacin in die versorgende Vene. Anschließend wurden wiederholt Gelenkflüssigkeitsproben aus dem Sprunggelenk hinsichtlich der Antibiotikakonzentration untersucht. Dabei stellten die Wissenschaftler ausnahmslos Werte oberhalb der vorgegebenen Hemmkonzentration für das zu erwartende Keimspektrum fest.

Dauer der Stauung möglichst gering halten

In den allermeisten Fällen wurde diese Konzentration bereits 20 Minuten nach Applikation erreicht. Daraus schließen die Untersucher, dass der Stauschlauch nicht länger angelegt werden muss. Damit kann die Belastung für das Pferd so gering wie möglich gehalten werden, ohne den Therapieerfolg zu gefährden. Gleichzeitig ist es das Ziel, die Antibiotikakonzentration im Gelenk nicht höher als erforderlich zu gestalten, um einen zytotoxischen Effekt auf die gesunden Zellen minimal zu halten. Die Forscher sehen einen entscheidenden Faktor der intravenösen Antibiose in der langsamen Instillation des Medikaments. Diese ist erforderlich, um die intravasale Druckerhöhung zu reduzieren und damit ein Übertritt des Wirkstoffs in die systemische Zirkulation zu minimieren. Es erscheint naheliegend, dass die Ergebnisse auf weitere Gelenke der distalen Gliedmaße übertragbar sind, dies kann jedoch nur mit weiteren Studien belegt werden.

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