Während in der Vergangenheit oft schon ein angestellter Tierarzt bereitstand, um die Praxis zu übernehmen, ist dies heute nicht mehr selbstverständlich. Für junge Kolleginnen und Kollegen ist die Selbstständigkeit häufig nicht mehr Teil ihrer Lebensplanung. Wer seine Praxis dennoch an die richtige Frau oder den richtigen Mann bringen will, sollte nicht erst an den Verkauf denken, wenn die Arbeit in der Praxis irgendwann schwer fällt. Hans-Peter Ripper plädierte bei bpt Kleintier intensiv digital für langfristig angelegte Nachfolgestrategien.
(Vor allem Landtierärzte suchen dringend Nachfolger, denn schon heute werden zu viele Nutztiere von zu wenigen Tierärzten versorgt. Hier lesen Sie mehr.)
Gemeinsame Sache machen: Praxisgemeinschaften und Gemeinschaftspraxen
Stimmen die räumlichen und charakterlichen Voraussetzungen, können sich Praxen zusammenschließen. Zum einen ist ein Anschluss kleiner Praxen an größere Einheiten möglich. Denkbar ist aber auch, dass sich bei eben diesen stimmigen Voraussetzungen mehrere Praxen an einem zentralen, gut gelegenen Standort in Form einer Praxisgemeinschaft oder Gemeinschaftspraxis zusammentun. Bei solchen Planungen hält Ripper neben einer betriebswirtschaftlichen eine juristische Begleitung für unabdingbar.
Top Job:
Eine Gemeinschaftspraxis ist laut Ripper kein Ort für Individualisten, man muss lernen, Entscheidungen gemeinsam zu treffen. Die Zusammenarbeit sollte vertraglich eindeutig geregelt sein, um späteren Missverständnissen zwischen den Teilhabern vorzubeugen. Wer mit Kollegen gemeinsame Sache macht, kann die Verantwortung genauso auf mehrere Schultern verteilen wie die Wochenenddienste. Im Krankheitsfall stehen nicht alle Räder still, man kann sich gegenseitig vertreten. Auch für Praxisinhaber ist in einem solchen Modell Teilzeitarbeit denkbar.
Gemeinsame Berufsausübung kann die Selbstständigkeit attraktiver machen
„Der allzeit bereite, alleskönnende Einzelkämpfer, der alle Notdienste leistet und sich keine Krankheit leisten kann – das widerspricht auch der Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, meint Ripper. Sehen angestellte Tierärzte, dass eine Selbstständigkeit auch in Teilzeit und mit einem überdurchschnittlichen Einkommen möglich ist, werden sie viel eher an einer Praxisübernahme interessiert sein. Optimal sind generationsübergreifende Gemeinschaftspraxen, in denen die jüngeren Kollegen von der Erfahrung der älteren profitieren und zu gegebener Zeit auch Praxisanteile übernehmen können.
Eine ausführliche Version dieses Artikels ist in Ausgabe 7/2021 von Der Praktische Tierarzt erschienen.
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