Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 118
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2005
Publiziert: 05/2005
Zusammenfassung
Herkömmliche Arten der Käfighaltung von Hühnern werden ab dem Jahr 2007 in Deutschland nicht länger gestattet sein. Bisher gibt es wenige Studien, welchedie Unterschiede zwischen der Käfighaltung und alternativen Haltungsformenaus infektionsmedizinischer Sicht betrachten. Die bestehenden Kenntnislückensind nur durch Forschungsvorhaben zu schließen. Dies gilt auch für dasEntwickeln von Handlungsoptionen, mit denen einer Ausbreitung viraler, bakterieller und parasitärer Infektionen in den alternativen Haltungsformen begegnetwerden kann. Bezüglich der Viruskrankheiten kommt der aviären Influenza besondere Aufmerksamkeit zu. Da Wildvögel, insbesondere wild lebende Wasservögel,das Reservoir für aviäre Influenzaviren darstellen, ist Geflügel in Freilandhaltungwesentlich stärker infektionsgefährdet als bei geschlossener Haltung. Durchgeeignete Maßnahmen müssen direkte Kontakte mit Wildvögeln und eine mittelbare Erregerübertragung über mit Wildvogelkot verschmutztes Wasser, Futteroder Gegenstände verhindert werden. Zahlreiche bakterielle Infektionen, die beider Geflügelhaltung eine Rolle spielen, sind auf den Menschen übertragbar (Zoonosen). Salmonellen und Campylobacter wird in diesem Zusammenhangeine besondere Bedeutung beigemessen. Um eine mögliche Erhöhung des Infektionsrisikos für den Verbraucher durch die Haltung von Geflügel in Systemen zuvermeiden, welche Infektionen mit bakteriellen Zoonoseerregern begünstigenkönnten, besteht hier besonderer Forschungsbedarf. Unter den Parasiteninfektionen muss bei den Alternativen zur Käfighaltung mit Problemen durch Kokzidiosen gerechnet werden, die sich auch wirtschaftlich deutlich bemerkbarmachen können. Die epidemiologische Situation bezüglich der Histomonose inDeutschland sollte geklärt werden. In der Vergangenheit zur Prophylaxe oderTherapie der Histomonose eingesetzte Wirkstoffe sind inzwischen ausnahmslosnicht mehr zugelassen, sodass neue Wirkstoffe entwickelt werden müssen, derenAnwendung am Tier auch für den Menschen unbedenklich ist.Summary
The use of conventional battery cages for hens will be prohibited in Germany in2007. Only few studies, however, have considered the differences between batterycages and alternative systems with regard to infectious diseases. The existinggaps in the current knowledge need to be closed by research and measures mustbe developed that will prevent the spread of viral, bacterial, and parasitic infections in alternative poultry housing systems. With regard to virus infections, avianinfluenza requires particular attention. Since wild birds, particularly anseriformes,represent a reservoir for avian influenza viruses, free-ranging poultry is muchmore at risk of infection than birds in closed hen-houses. Appropriate measuresmust prevent direct contact with wild birds and transmission via contaminatedwater, feed, or equipment. Several bacterial infections of poultry represent zoonoses. Salmonella and Campylobacter are considered as particularly important.To avoid a potential increase in the risk of infection for consumers due to poultry keeping systems that might favour infections with bacterial zoonotic agents, there is a special need for research in this area. With regard to parasitic infections, coccidioses may cause problems in alternative poultry housing systems, and lead to considerable economic consequences. The epidemiological situation concerning infections with Histomonas meleagridis needs to be analysed. Since all compounds that had been used for prophylactic or therapeutic purposes in the past have been banned, there is a need to develop new drugs which are safe for animals and humans.