Wildtierrettung

Fledermaus gefunden! Was tun?

Mit Hilfe der Fledermausexpertin Renate Keil beantworten wir Besitzerfragen rund um die kleinen, harmlosen und schützenswerten Flug-Vampire.

Obwohl Fledermäuse in unseren Breiten nicht den besten Ruf genießen, finden Spaziergänger immer mal wieder ein krankes oder verletztes Exemplar und sind verunsichert: Sind die Tiere gefährlich und brauchen sie überhaupt Hilfe? Absolute Expertin auf dem Gebiet der Fledermaus-Nothilfe ist die Tierärztin Dr. Renate Keil. Sie wünscht sich mehr Toleranz und stellt klar heraus: Lassen Sie die Tiere nicht hängen!!

Woher weiß ich, ob eine Fledermaus Hilfe benötigt?

Grundsätzlich gilt: Eine Fledermaus, die am Boden sitzt, benötigt Hilfe und zwar so schnell wie möglich. Auch wenn die Tiere fit wirken, können sie verletzt oder krank sein. Oftmals stellen sie sich auch tot, um Angreifern zu entgehen. Ebenso ist es nicht normal, wenn eine Fledermaus bei Tageslicht offen im Baum hängt. Wer so ein Tier hängen lässt, verringert seine Überlebenschance.

Wie sollte ich eine Fledermaus anfassen?

Fassen Sie die Fledermaus vorsichtig mit einem Tuch, nicht mit bloßer Hand an und betten Sie sie in einen Karton mit kleinen Luftlöchern. Verschließen Sie diesen fest. Lassen Sie die Finger von dicken Lederhandschuhen. Darin fehlt es einem oft an Gefühl und es besteht die Gefahr, dass die Fledermäuse erdrückt werden. Notieren Sie sich außerdem immer die genaue Fundadresse der Tiere, da sie dort wieder ausgewildert werden müssen. Als Kolonietiere sind die Weibchen abhängig davon, ihre Wochenstube zu finden.

Foto: Renate Keil Kaiserschnitt: Großer Abendsegler mit Zwillingen.
Foto: Renate Keil Fressende Zweifarbfledermaus.
Foto: Renate Keil Zwergfledermaus, aufgeblasen durch Barotrauma. Die Luft muss sofort abpunktiert werden.
Foto: Renate Keil Kinderstube: Babys im Wochenstubenquartier.
Foto: Renate Keil  Zwergfledermausbaby. Mit vier Tagen werden die Augen geöffnet.

Sind Fledermäuse gefährlich?

Nein. In den letzten 40 Jahren sind im gesamten Europa nur vier bis fünf Leute an Fledermaustollwut erkrankt und keiner davon in Deutschland. Die einzigen drei bluttrinkenden Arten von fast 1.400 Fledermausarten leben in Südamerika, die Fledermäuse in Deutschland sind ausschließlich Insektenfresser und leben von Mücken, Spinnen, Nachtfaltern, Käfern und zahlreichen Pflanzenschädlingen.

Was tun, wenn sich eine Fledermaus in meiner Wohnung verirrt hat?

Bewahren Sie Ruhe und öffnen Sie alle Fenster weit! Und sperren Sie ihre Katzen ein! Bissverletzungen durch Katzen enden für Fledermäuse meist tödlich.

An wen kann ich mich wenden, wenn ich eine Frage habe?              

Für Hannover und die Region Hannover betreut Tierärztin Renate Keil den Fledermausnotruf: 0157-30910222. Der schnellste Weg zur Hilfe außerhalb Hannovers ist oft die Facebook-Gruppe: Wildtier-Notfälle. 

Die Pionierin der Fledermäuse von Daniela Diepold: Einen tollen Bericht von Renate Keils Arbeit und Engagement finden Abonnenten von Der Praktische Tierarzt in der Aprilausgabe. Schon gelesen? Hier geht es zum Abo.

Schon gewusst?

Wussten Sie, dass Fledermäuse bis zu 40 Jahre alt werden können und dass Ende Mai / Anfang Juni  die ersten Jungen auf die Welt kommen? Nachwuchs braucht es auch, denn alle Fledermäuse sind gefährdet, vor allem die Hufeisennasen und in Niedersachsen das Graue Langohr und die Bechsteinfledermaus. Sie stehen ebenso wie ihre Quartiere unter strengem Schutz, doch Insektizide, Windräder und Baumschnitte machen ihnen ordentlich zu schaffen. All das zeigt, wie lohnenswert die Rettung der kleinen Kreaturen ist.  

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