Arzneimittelknappheit

Engpässe bei Impfstoffen und Arzneimitteln

In ganz Europa sind Lieferschwierigkeiten bei veterinärmedizinischen Produkten häufiger geworden. Praktizierende Tierärzte fühlen sich nicht selten nur unzureichend informiert.

Beim Supermarktbesuch haben wir uns in den letzten Jahren daran gewöhnen müssen, dass in den Regalen immer wieder Lücken klaffen. Schwerwiegender sind die Engpässe bei humanmedizinischen Arzneimitteln. So sind Ibuprofen- und Paracetamol-Saft für Kinder vielerorts knapp.  Bei Impfstoffen und Arzneimitteln in der Veterinärmedizin scheint die Lage ähnlich: Immer häufiger sind einzelne Produkte zeitweise nicht lieferbar. Die europäische Tierärzteorganisation FVE hat Ende September 2022 bei  Tierärzteverbänden und Kammern aus 17 europäischen Mitgliedsländern nachgefragt, wie die Situation in der Praxis wahrgenommen wird. Tatsächlich ist eine Arzneimittelknappheit in der Veterinärmedizin in nahezu ganz Europa ein zunehmendes Problem.

Impfstoffe und Antibiotika fehlen

In erster Linie beklagen die europäischen Tierärzteverbände eine Impfstoffknappheit. Weit über die Hälfte der zum Zeitpunkt der Umfrage nicht lieferbaren Produkte waren Impfstoffe – darunter auch solche, die für die öffentliche Gesundheit sehr relevant sind wie Tollwutimpfstoff für Hunde oder das Vakzin gegen Milzbrand bei Nutztieren. An zweiter Stelle stehen mit fast einem Viertel der nicht lieferbaren Produkte die Antibiotika. In geringerem Umfang sind aber auch NSAIDs oder Antiparasitika von Lieferschwierigkeiten betroffen.

Ursachen für Arzneimittel-Engpässe sind laut FVE zum einen wirtschaftliche Gründe, wenn zum Beispiel Generika oder Produkte für einen kleinen Markt nicht mehr rentabel sind. Zum anderen können Probleme bei der Herstellung und in der Lieferkette dazu führen, dass einzelne Produkte eine Zeit lang nicht verfügbar sind. Der Herstellungsprozess insbesondere von Impfstoffen ist häufig komplex, muss hohen Qualitätsstandards genügen und ist unter Umständen auf diverse Zulieferer angewiesen. Zuletzt kam es unter anderem zu Lieferschwierigkeiten bei Impfstoffen für Tiere, weil mehrere veterinärmedizinische Impfstoffwerke während der Pandemie vorübergehend zur Herstellung von COVID-Vakzinen genutzt wurden. Schließlich wachsen die regulatorischen Anforderungen und der bürokratische Aufwand, um nachzuweisen, dass alle Normen eingehalten werden. 

Gute Kommunikation ist gefragt

Nach Einschätzung der Tierärzteorganisationen ist es für die Praktikerinnen und Praktiker nicht immer einfach, verlässliche Informationen zur Dauer von Lieferproblemen, den Gründen dafür oder möglichen Alternativen für die Therapie zu bekommen. Produkte aus Nachbarländern zu beschaffen wird von den meisten als zeitintensiv und je nach Produkt schwierig eingeschätzt. 

Die FVE fordert die zuständigen europäischen Behörden auf,  einen Mechanismus zum frühzeitigen Erkennen potenzieller Engpässe zu entwickeln, die Praktiker umfassend zu informieren und alternative Lösungen zu finden. Auch Arzneimittelhersteller werden aufgerufen, rechtzeitig über mögliche Schwierigkeiten zu informieren und grundsätzlich die Verfügbarkeit ihrer Produkte auf allen europäischen Märkten sicherzustellen.

Zum vollständigen Artikel: hier