Image
Foto:

Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift

Einsatz von Peressigsäure zur Behandlung juveniler Zander (Sander lucioperca) bei Ichthyophthirius-multifiliis-Befall

DOI 10.2377/0341-6593-114-244

Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 114, 244-251

DOI: 10.2377/0341-6593-114-244

Publiziert: 07/2007

Zusammenfassung

Der Erreger der Weißpünktchenkrankheit, Ichthyophthirius multifiliis, gilt als einer der pathogensten Erreger in der Aguakultur und Aguaristik. Er ist durch ein ob-ligatorisch-parasitierendes Lebensstadium (Trophont), ein Vermehrungsstadium (Tomont) und ein infektiöses Stadium (Theront) gekennzeichnet. Bei der Aufzucht von Zandern (Sander lucioperca) ist die l.-multifiliis-lnfektion für den Hauptantei der Verluste verantwortlich. Nachdem das traditionelle Therapeutikum Malachitgrün auf Grund seiner Kanzerogenität verboten wurde, besteht in Deutschland ein Therapienotstand bei I. multifiliis-lnfektionen. Peressigsäure (PES), welche sich u. a. durch fehlende Resistenzbildung und ein breites Wirkungsspektrum auszeichnet, empfiehlt sich als alternatives Therapeutikum. Ziel unserer Untersuchungen war die Bestimmung derToxizitätder PES gegen juvenile Zander (Zv) sowie eine Prüfung der Wirksamkeit des Stoffes gegen I. multifiliis bei infizierten Zandern. An Zv mit einer mittleren Länge von 3 cm wurde eine 24-h-LC50 von 1,14 ppm PES ermittelt. In zwei Therapieversuchen wurde PES in Intervallen von 0,5; 1, 3, 5 und 24 h einmal täglich und in Konzentrationen von 0,5; 1; 1,5 und 2 ppm an mit I. multifiliis infizierte Zv appliziert. Im Versuch I mit Zv von 9 cm Länge verstarben alle Fische an den Folgen der Infektion. Die Zv der PES-Expo-sitionsgruppen lebten länger als Zv der nicht exponierten Kontrollgruppe. Eine desinfizierende Wirkung der PES wird vermutet. Im Versuch II war die Infektionsrate der Zv (12 cm) geringer als im Versuch I. Verluste traten im Versuch II erst bei 24-h-Exposition mit 2 ppm PES auf. Die Abundanzbestimmung parasitierender Trophonten wurde an Schleim-, Flossen- und Kiemenproben durchgeführt. Signifikante Unterschiede zwischen den Versuchen I und II konnten nicht festgestellt werden, da: 1. die Expositionen in Zeit und Konzentration verschieden, 2. das Alter und damit die Kondition der Versuchstiere unterschiedlich und 3. eine Homogenität der Varianzen nicht gegeben waren. Keine der eingesetzten PES-Kon-zentrationen und Therapieintervalle war vermutlich in der Lage, die minierenden Trophonten im Wirtsgewebe abzutöten. Eine PES-Therapie gegen I. multifiliis ist sehr wahrscheinlich, wie auch bei Malachitgrün, nur über die Bekämpfung der freien Lebensstadien (Tomonten,Theronten) möglich und wird Gegenstand anschließender Untersuchungen sein.

Summary

White spot disease caused by the ciliate protozoan parasite Ichthyophthirius multifiliis (I. m.), is oneof the mostdangerous diseases in aguacultureand ornamental fish breeding worldwide. The parasite is characterized by three developmental stages: a reproductive tomont, an infective theront and a parasitic trophont. In sander (Sander lucioperca) breeding I. m. causes serious economic losses. After banning of the traditional therapeutic agent malachite green we have tofacea State of emergency for the treatmentof the ichthyophthiriasis in Germany. The peracetic acid (PAA), characterized by positive therapeutical prop-erties, might dose this gap. The purposeof our investigations was thedetermina-tion of the toxicity of PES tojuvenile sanderas well as theevaluation ofthe thera-peutic effectiveness ofthe substance to combat I. m. For juvenile sander (length 3 cm) we determined a 24-h-LC50of 1.14 (0.97; 1.3) ppm PES. In two investigations PAA was applied in daily intervals of 0.5; 1, 3, 5 and 24 h and concentrations of 0.5; 1; 1.5 and 2 ppm to treat l.-m.-infection in sander. In test lall sander (length 9 cm) died as a result ofthe l.-m.-infection. However, the PAA exposed fish survived longer than the PES-freecontrols!This might bedue toa disinfection of other pathogens by PAA. In test II, the fish (length 12 cm) were less infected than fish in test I. Fourof sixfish died in thegroup exposed with 2 ppm PAA for 24 hours. The abundance of l.-m.-trophonts was determined in mucus, fin and gill tissues of all fish. Significantdifferences could not beobserved between test I and test II because of dissimilar: 1. exposure in time and concentration, 2. age and condition ofthe fish and 3. homogenity ofthe variances.Therefore, notherapy strategy was successful while fighting the parasitic trophonts protected by the overlaying fish tissues. We speculate that a successful therapy of I. m. with PAA is, as known e.g. for malachite green, only possible while fighting the free living stages theronts and tomonts. This will be part of our subseguent investigations.

Image
BMTW-Logo


 

Jetzt anmelden und weiterlesen!

Die Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift bietet Ihnen begutachtete Originalarbeiten, Übersichtsartikel und Fallberichte. Als Abonnent haben Sie online Zugriff auf aktuelle und archivierte Fachartikel.  
Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift offers you peer- reviewed original articles, reviews and case studies. As a subscriber you have online access to recent articles as well as our archive.