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Thymom beim Hauskaninchen

Outcome und Überlebenszeit von Hauskaninchen mit Thymom unter Therapie mit Prednisolon oder Bestrahlung sowie ohne Therapie.

Einleitung

Thymome werden bei Hauskaninchen (Oryctolagus cuniculus domesticus) vergleichsweise häufig diagnostiziert. Derzeit ist wenig über die Therapieoptionen und Überlebenszeiten bei Kaninchen mit dieser Neoplasie bekannt.

Ziel der Untzersuchung

Das Ziel dieser Studie war, die Überlebenszeit und den Verlauf von Kaninchen mit Verdacht auf oder mit bestätigtem Thymom ohne und mit Therapie (Prednisolon oder Bestrahlung) zu vergleichen.

Material und Methoden

In die retrospektive Studie wurden Daten von Kaninchen mit klinischen Symptomen und bildgebenden Befunden (Röntgen oder CT vom Thorax) einbezogen, die ein Thymom vermuten ließen und/oder die ein zytologisch bestätigtes Thymom aufwiesen. Die Therapie bestand entweder aus einer intensitätsmodulierten Strahlentherapie (IMRT) (n = 5) oder einer Prednisolon-Monotherapie (n = 18). Zehn Tiere gehörten zur Kontrollgruppe und wurden nicht behandelt.

Ergebnisse

Von den 33 Kaninchen, die in die Studie einbezogen wurden, waren 13 männlich kastriert, vier männlich intakt, fünf weiblich kastriert und elf weiblich intakt. Das mediane Alter der Kaninchen betrug sieben Jahre (drei bis zwölf Jahre).

Der Großteil der Tiere (n = 25) wurde aufgrund respiratorischer Probleme vorgestellt. Sieben der 25 Tiere wiesen zusätzlich einen beidseitigen Exophthalmus auf. In sieben Fällen war keine Symptomatik vorhanden oder die Tiere wurden aufgrund anderer Erkrankungen vorgestellt. In 23 Fällen wurde die Diagnose Thymom zytologisch gestellt, in zehn Fällen ausschließlich per Bildgebung vermutet.

Die Überlebenszeit der IMRT-Gruppe (Median: 213 Tage; Min–Max: 64,2–734 Tage) unterschied sich weder von der Überlebenszeit der Kaninchen mit Prednisolon-Monotherapie (Median: 270 Tage; Min–Max: 144–303 Tage) noch von der Überlebenszeit der nicht therapierten Tiere (Median: 92 Tage; Min–Max: 55,7–122 Tage). Die IMRT führte zu einer Verbesserung der klinischen Symptomatik und einer Reduktion der Tumorgröße bei geringen Nebenwirkungen bei den Kaninchen, welche die Therapie beendeten. Ein Tier starb bei einem Narkosezwischenfall während der IMRT.

Die Prednisolon-Monotherapie erhielten 18 Kaninchen. Die Überlebenszeit der Glukokortikoid-Gruppe war im Vergleich zu Kaninchen, die nicht therapiert wurden, signifikant länger. Die Initialdosis betrug 0,5–2 mg/kg Prednisolon per os ein- bis zweimal täglich. Die Glukokortikoid-Monotherapie verminderte die klinischen Symptome bei geringen gastrointestinalen Nebenwirkungen wie z. B. Anorexie oder gastrointestinale Stase.

Zehn Kaninchen erhielten keine Therapie. In keinem Fall wurde eine klinische Verbesserung beobachtet. Drei Tiere zeigten eine subjektive Vergrößerung des Tumors. Einige Tiere erhielten Schmerzmittel (Meloxicam oder Buprenorphin), die jedoch ebenfalls keine Verbesserung bewirkten.

Schlussfolgerungen

Die Strahlentherapie führte bei Kaninchen mit Thymom bzw. mit Thymomverdacht zwar zu einer signifikanten Reduktion der Tumorgröße, ging aber mit Risiken einher, welche die Lebenserwartung der Patienten limitieren konnten. Prednisolon verlängerte die Überlebenszeit, verbesserte die Lebensqualität und stellte eine preisgünstige, effektive Therapiemaßnahme mit geringen Nebenwirkungen dar. (Torben Scherenberg)

Originalpublikation

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