Journal Club

Capsaicin – scharf beobachtet

Im Jahr 2008 fielen wegen Capsaicin mehrere Springpferde durch die olympische Dopingkontrolle. Aber wie „gefährlich“ sind therapeutische Dosen, lokal appliziert?

Brennende Frage
Während die Deutsche Reiterliche Vereinigung die Hyper- beziehungsweise Desensibilisierung durch Irritanzien wie Capsaicin explizit verbietet, setzen Pferdehalter frei verkäufliche Salben und Gele zur lokalen Schmerztherapie ein. Kann nun die lokale therapeutische Anwendung eines Capsaicin-Schmerzgels zu einem positiven Dopingtest führen? Dieser Frage ging eine polnische Arbeitsgruppe experimentell nach und behandelte neun Pferde über fünf Tage mit einem 0,1-prozentigen Capsaicin-Schmerzgel.

Es wurden einmal täglich 15 g Gel aufgetragen und mit einer Fleece-Bandage abgedeckt. Zur Bestimmung der Capsaicin- Konzentration im Serum wurden Blutproben vor der ersten Behandlung und 12, 18, 24, 36, 42 und 48 Stunden sowie 2,5 Tage, 3,5 Tage, 4,5 Tage, 5,5 Tage und 6,5 Tage nach der ersten Behandlung entnommen. Die Seren wurden massenspektrometrisch analysiert.

(Fast) Nichts nachweisbar
Die Capsaicin-Konzentration in den Serumproben überstieg zu keinem Zeitpunkt die Bestimmungsgrenze. Bei zwei Pferden wurde zwölf Stunden nach der letzten Applikation (also nach fünf Behandlungstagen) qualitativ eine geringe Menge Capsaicin ermittelt, die jedoch ebenfalls unter der Bestimmungsgrenze lag. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass der Wirkstoff bei längerer Behandlungsdauer in den quantifizierbaren Bereich gelangt – die vorliegende Studie liefert hierzu aber keine Messdaten.

Es scheint verfrüht, die Ergebnisse als Entwarnung zu interpretieren. Faktoren wie die unterschiedliche Resorption des Wirkstoffs in Abhängigkeit von Fell und Verbandsmaterial sowie die Galenik des Präparats und nicht zuletzt die Weiterentwicklung der Analysemethoden schränken die Vorhersagekraft dieser Studie erheblich ein. So sollte man den scharfen Blick des Dopingkontrolleurs wohl besser weiterhin fürchten.



Originalpublikation:
Zak A, Siwinska N, Slowikowska M, Borowicz H, Szpot P, Zawadzki M, Niedzwiedz A (2018): The detection of capsaicin and dihydrocapsaicin in horse serum following long-term local administration. BMC Vet Res 14: 193. DOI 10.1186/s12917-018-1518-9.

Zum vollständigen Artikel: hier