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Kein Grund für Pessimismus

Heiko Färber, Geschäftsführer des Bundesverbands praktizierender Tierärzte (bpt), sieht Tierärztinnen und Tierärzte auch für schwierige Zeiten gut gerüstet.

Wenn man derzeit berufspolitische Themen kommentiert, kommt man um den Ukraine-Krieg nicht herum. Natürlich wegen der humanitären Katastrophe, die sich nur wenige hundert Kilometer von uns weg abspielt (zwei Drittel aller ukrainischer Kinder sind nach UN-Angaben auf der Flucht, was ein Wahnsinn!), aber auch wegen der massiven politischen und wirtschaftlichen Destabilisierungswirkungen, die schon nach zwei Monaten Kriegsbeginn immer mehr sichtbar werden. Drei Beispiele aus den letzten Tagen:

  • Einer Allensbach-Umfrage zufolge glaubt mittlerweile ein Drittel der Deutschen in einer „Scheindemokratie“ zu leben.
  • Mit 7,3 Prozent ist die Inflationsrate im März so hoch wie zuletzt im Jahr 1981, Tendenz aufwärts.
  • 63 Prozent der Deutschen gehen von einem wirtschaftlichen Abschwung aus, 86 Prozent rechnen sogar mit Versorgungsengpässen.
  • Wenn Wirtschaft zu mindestens 50 Prozent Psychologie ist, dann sind das keine guten Nachrichten.

    Trotzdem gibt es für praktizierende Tierärztinnen und Tierärzte aus meiner Sicht keinen Grund pessimistisch zu sein. Denn:

    Die ungeteilte Approbation stellt sicher, dass Tierärzte und Tierärztinnen – wenn erforderlich – zwischen Tierarten und Schwerpunkten flexibel wechseln könnten.

    Der Tierärztemangel zeigt, dass im Markt derzeit mehr Nachfrage als Angebot vorhanden ist, somit also kurz- bis mittelfristig kein Druck auf Preise und Personalkapazitäten entstehen dürfte. Die vornehmlich kleinen bis mittelständischen Tierarztpraxen und -kliniken sind eben keine schwerfälligen Konzerne, sondern könnten kurz- bis mittelfristig ihr Leistungsspektrum anpassen und (Fix-)kosten reduzieren.

    Im Gegensatz zu vielen anderen Wirtschaftsbereichen gibt es kaum Abhängigkeiten von Lieferketten und Energie, mit einer Ausnahme: Pharma! Die Pharmaindustrie gehört aber zur kritischen Infrastruktur und dürfte damit von einer ggf. notwendigen Energierationierung verschont bleiben.

    Und: Die Corona-Pandemie hat mehr als eindrücklich gezeigt, dass die Gesundheit des Menschen unmittelbar mit der Gesundheit von Tieren zu tun hat. Das weiß jetzt auch die Politik, und das ist gut für die Tiermedizin!

    Im Übrigen: Gerade in schwierigeren Zeiten ist es ein MUSS, vor allem die „guten“ Kunden eng an die Praxis zu binden. Das wichtigste und beste Instrument dafür ist aus meiner Sicht der Notdienst, denn: „Wer hilft in der Not…“. Ach ja, und in Richtung der künftigen Tiermediziner und Tiermedizinerinnen, also den Studierenden, sei noch der folgende Hinweis erlaubt: Kümmert Euch nicht nur um Medizin, sondern auch um die zweite Seite der Medaille, die Ökonomie. Genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür! (Heiko Färber)

    Zum vollständigen Artikel: hier