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Der Praktische Tierarzt

Aggressive Verhaltensweisen von Ferkeln nach der Gruppierung – Ursachen, Einflussfaktoren und Maßnahmen zur Reduzierung

Aggressive behaviour of piglets after mixing - causes, factors and control measures

Der Praktische Tierarzt 95, 952-960

Publiziert: 09/2014

Zusammenfassung

Jede Neugruppierung von Schweinen erfordert, unabhängig von der Altersgruppe, die Festlegung einer sozialen Rangordnung, die durch aggressive Auseinandersetzungen bestimmt wird. Die in der Praxis gängige Methode, Ferkel nach dem Absetzen nach Gewicht zu sortieren und zu neuen Gruppen zu mischen, kann zum Auftreten heftiger Rangordnungskämpfe führen, die neben Verletzungen und einer generellen Stressbelastung auch Leistungsrückgänge im absetznahen Zeitraum zur Folge haben. Ein optimales Management ist in dieser sensiblen Phase daher unverzichtbar. Hier stellt sich u. a. die Frage nach der richtigen Gruppierungsstrategie. Deren Einfluss erwies sich in eigenen Untersuchungen allerdings als begrenzt. So zeigten sich bei einer Beobachtungsdauer von 72 Stunden keine Unterschiede in der Anzahl aggressiver Interaktionen bzw. im Verletzungsgrad zwischen homogenen und heterogenen Gewichtsgruppen, bei einer Kombination von Ferkeln aus zwei oder sechs Herkunftswürfen oder bei geschlechtergetrennter Aufstallung bezogen auf eine Gruppengröße von zwölf Ferkeln. Einzig ein Vergleich zwischen 6er, 12er und 24er Gruppen zeigte eine geringere Kampfaktivität in den 6er Gruppen. Bisher bekannte Maßnahmen zur Verringerung aggressiver Verhaltensweisen nach der Gruppierung wirken meist nur kurzfristig und führen zu einer zeitlichen Verzögerung der Kampfaktivität. Ziel einer weiteren Studie war daher die Entwicklung eines völlig neuartigen Ansatzes zur Kontrolle aggressiver Interaktionen beim Aufzuchtferkel. Das System basiert auf dem Einsatz eines elektronischen Futterautomaten, der schmackhaftes Futter nach Erklingen eines speziellen Tones ausdosiert. Die Tiere werden bereits im Saugferkelalter auf diesen Ton trainiert, sodass die erlernten Verhaltensreaktionen zur Unterbrechung unerwünschter aggressiver Interaktionen genutzt werden können. Die Ergebnisse zeigen, dass das Verhalten der Ferkel nach dem Absetzen mithilfe des elektronischen Futterautomaten beeinflusst werden kann. In einem Resident-Intruder Test konnten 84 % aller zwischen zwei zuvor trainierten Ferkeln ausgelösten Kämpfe durch Aktivierung des Futterautomaten beendet werden. Der Futterautomat lenkte die Tiere demnach effektiv von aggressivem Verhalten ab. Eine bereits im Saugferkelalter erlernte Verhaltensreaktion könnte somit genutzt werden, um zu späteren Produktionszeitpunkten aggressive Verhaltensweisen zu reduzieren und somit das Wohlbefinden der Tiere zu verbessern.

Absetzferkel
Rangordnungskämpfe
Gruppierung

Summary

Regardless of age, mixing of pigs requires the establishment of a social hierarchy determined by aggressive interactions. The common method to sort piglets after weaning by weight and to mix them to new groups can lead to violent rank order fighting followed by injuries, general stress and reduced weight gain. Therefore, an optimal management is essential in this sensitive period. That raises, among others, the question of the right grouping strategy. However, in our own investigations, the influence of grouping strategy was limited. During an observation period of 72 hours, there were no differences in the number of aggressive interactions or in the lesion score between homogeneous and heterogeneous weight groups, between a combination of piglets from two or six origin litters, or between single sex groups related to a group size of twelve piglets. Only a comparison between groups of 6, 12, and 24 piglets revealed less aggressive interactions in groups of 6. Known measures to reduce aggressive behaviour after mixing usually lead only to a postponement of aggressive behaviour. Therefore, the objective of a further study was to develop a completely new approach to control aggressive interactions in weaned piglets. The system is based on the use of an electronic feeder giving tasty food after a special sound. The animals are trained as suckling piglets to react to that sound, and the learned behavioural responses can be used to interrupt undesired aggressive interactions. The results show that the behaviour of piglets after weaning can be influenced using the electronic feeder. From all aggressive interactions between two previously trained piglets in a resident-intruder test, 84 % could be stopped by activating the electronic feeder. Piglets were effectively distracted from aggressive behaviour by activation of the feeder. Thus, a behavioural response learned by suckling piglets could be used to reduce aggressive behaviour in later production stages and to enhance animal welfare.

weaner pig
rank order fighting
mixing

 

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