Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 117
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2004
Publiziert: 05/2004
Zusammenfassung
Tetracycline machen in der EU 67 % der an Nutztiere verabreichten therapeutisch eingesetzten Antibiotika aus. Ihre Anwendung kann zu unerwünschten Rückständen in Lebensmitteln tierischer Herkunft führen. Neben der Gefahr der möglichen Ausbildung von Resistenzen bei Enterobacteriaceae muss jedoch auch sogenannten Sekundärkreisläufen verstärkt Beachtung geschenkt werden. Beispielhaft wird dies am Vorkommen von Tetracyclinrückständen in Knochen besprochen. In Knochen, der als Rohstoff für Tiermehle und Gelatine dient und als Verunreinigung in Separatorenfleisch vorkommt, wurden Tetracyclinrückstände von bis zu 50 mg/kg nachgewiesen. Bisher wurden diese gebundenen Tetracycline als nicht gesundheitlich relevant betrachtet. Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, dass auch gebundene Tetracycline unter bestimmten Bedingungen bioverfügbar sind und dass bei Erhitzung der Tetracyclinrückstände toxikologisch relevante Umlagerungsprodukte entstehen. Ferner weisen Säurelösungen aus der Gelatineherstellung hohe Tetracyclinkonzentrationen auf. Sie dienen der Herstellung von Dicalciumphosphat, welches u.a. als Ergänzungsfuttermittel für lebensmittelliefernde Tiere und als Dünger zur Anwendung kommt.Summary
Actually, some 67 % of therapeutical used antibiotics in livestock in the European Union are tetracyclines. Their use can result in unwanted residues in food of animal origin. Apart the risk of the possible development of resistances in enterobacteriaceae we have to keep in mind secondary circuits. This paper focuses on tetracycline residues in bones. Bones have been widely used as raw material for meat and bone meal and gelatine, and are also a frequent contamination of mechanical recovered meat. Bones contain tetracycline residues in concentrations up to 50 mg/kg. These bound tetracycline residues have ever been thought to be of no significance to health. Nevertheless, recent studies have shown that these tetracyclines could be released in vivo and re-obtain their bioavailability. Further, several toxic degradation products of tetracyclines could be formed during heating. Additionally, in acid solutions from the production of gelatine high tetracycline concentrations have been found. These solutions are processed to dicalciumphosphate, which is used as a feed supplement in animal husbandry and as fertilizer in agriculture.