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Ein Pferd schaut aus der Stalltuer und frisst Heu.

Coronakrise

"Zuerst versuchen sie es mit dem Hustensaft ihrer Kinder"

Petra Teegen von der Pferdeklappe in Schleswig-Holstein berichtet, wie es Pferdebesitzern und Tierärzten zur Zeit der Coronapandemie ergangen ist.

„Ich mache das schon so lang, doch so viel wie in 2020 gearbeitet habe ich noch nie!“, erzählt Petra Teegen. Das Frühjahr und der Sommer sind für die Gründerin der Pferdeklappe in Schleswig-Holstein eigentlich eher ruhige Monate. Nicht so in diesem Jahr: Im März und April kamen 29 Pferde zu ihr, darunter sieben von Menschen, die an Corona erkrankt waren. Andere Pferde stammten von Haltern, deren Job dem Pandemie-bedingten Shutdown zum Opfer gefallen war. „Mich rufen Menschen an, die verzweifelt sind, weil sie nicht weiterkommen, oder solche, die sich gar nicht mehr trauen, noch woanders anzurufen“, erzählt Petra Teegen. Ihre Erfahrung: „Viele lassen den Kopf hängen. Und wenn ein Pferd hustet, versuchen sie es erst einmal mit dem Hustensaft der Kinder.“ An Grenzen stoßen hierbei nicht nur Pferdehalter, sondern auch Tierkliniken und Amtsveterinäre. Teegen, die sich auch für das Thema Tierschutz an Schulen engagiert, liegt es an Aufklärung: „Ich finde, Kinder sollten bereits etwas über den Wert und die richtige Behandlung von Tieren lernen. Den Pferdebesitzern sage ich immer, dass der Tierarzt auch nicht von Luft und Liebe leben kann. Wenn Ihr überall Schulden habt, wird er Eure Pferde nicht mehr behandeln.“


Unermüdliches Engagement

Für die tiermedizinische Versorgung, die sich die Menschen nicht leisten können, sammelt Petra Teegen unermüdlich Spenden. „Das sind zum Teil große Summen“, erzählt sie. Auch das war in den letzten Monaten nicht einfach: „Wir konnten zunächst keine Sachspenden mehr annehmen, mussten die Kontaktbeschränkungen einhalten und es fehlte an Einnahmen, die wir zum Beispiel durch unseren Flohmarkt erzielen“, erzählt die Norddeutsche. Trotzdem waren bereits im Mai alle Pferde versorgt und vermittelt. „Mein Sohn, unsere Angestellte und ich haben voll durchgearbeitet“, so Teegen. Außerdem steht eine große Pferdecommunity hinter dem Projekt, in der wiederum viele kreative Köpfe stecken. Diese nähen z. B. aus alten Pferdedecken Hundekörbchen oder Taschen, verkaufen diese und spenden einen Teil des Erlöses an die Pferdeklappe. Petra Teegens Ziel für 2020: ein Quarantänezentrum mit zehn weiteren Pferdeboxen, z. B. für infektiöse oder verwahrloste Tiere.

An die Hygiene denken


Top Job:


Obwohl nach für nach immer mehr Lockerungen gelten, sollte zum Schutz aller weiterhin streng auf eine gute Hygiene in Pferdeställen geachtet werden. Infomationen diesbezüglich finden Sie hier.

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Ein sicherer, langfristiger Platz und gute Versorgung: Das braucht jedes Pferd – aber immer mehr Halter kommen finanziell an ihre Grenzen.
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Wirtschaftskrise

Letzte Zuflucht Pferdeklappe

Wer schon vor der Inflation sein eigenes Pferd kaum finanzieren konnte, geriet 2022 noch mehr unter Druck. Ein Verein in Schleswig-Holstein hilft, indem er die Pferde verarmter Halter aufnimmt. Gründerin Petra Teegen berichtet über ein turbulentes Jahr.

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Das Computerprogramm berechnet die Anfahrtswege der Tierhalter so, dass natürliche Hindernisse – wie hier der Nord-Ostsee-Kanal – nicht umfahren werden müssen.
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Notdienstkrise

„Bagatellfälle werden weniger“

Tierärzte in Schleswig-Holstein entwickelten ein neues System für den Kleintiernotdienst und erprobten es ein Jahr lang im Alltag. Dr. Angelika Drensler aus Elmshorn berichtet im Interview über kurze Nächte, zufriedene Patientenbesitzer und konstruktive Debatten unter Kollegen.

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Tierschutz

Tierschutzkongress: Vergesst die Tiere nicht!

Auch in der Corona-Pandemie darf das Tierwohl nicht auf der Strecke bleiben. Dieser Herausforderung widmet sich ein virtueller brasilianisch-deutscher Tierschutzkongress auf Initiative von Professor Jörg Hartung, Träger der Professor-Niklas-Medaille.

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news4vets

Husten bei Hund und Katze: Was steckt dahinter?

Husten stellt ein klinisches Symptom, jedoch keinen eigenen Krankheitskomplex dar. Die Ursachen sollten vor allem bei Patienten mit einem chronischen Problem differenzialdiagnostisch gründlich abgeklärt werden.