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Zoonotisches Potenzial von Clostridium difficile

In einer groß angelegten Studie wurde untersucht, ob auch Haustiere ein Risikofaktor für Clostridium difficile-Infektionen beim Menschen sein könnten. Hintergrund sind Gemeinsamkeiten, die nachgewiesene Erreger bei beiden Spezies zeigen.

Clostridium (C.) difficile-Infektionen können beim Menschen sehr unterschiedlich verlaufen. Die Spannbreite reicht vom symptomlosen Träger bis zur lebensbedrohlichen Darmerkrankung. Am häufigsten wird C. difficile im Gesundheitswesen, also in Einrichtungen wie Krankenhäusern, diagnostiziert. Schätzungen gehen aber davon aus, dass etwa ein Viertel der Infektionen auch in der allgemeinen Bevölkerung auftritt. Dies wirft Fragen hinsichtlich möglicher Infektionsquellen und Übertragungswege auf, insbesondere, da Bakterienstämme, die beim Menschen eine bedeutende Rolle spielen, vermehrt auch bei verschiedenen Tierarten isoliert werden konnten.

Zusammenhang zwischen Mensch und Tier
Die Überschneidungen zeigen, wie wichtig es ist, die Bedeutung des Bakteriennachweises beim Tier und ein mögliches Übertragungsrisiko genauer zu untersuchen. Ziel der Studie war es daher, herauszufinden, ob neben den drei bereits bekannten Risikofaktoren (Alter, Hospitalisierung und Antibiotikaeinnahme) auch Haustiere eine Rolle bei der Infektion des Menschen spielen könnten.
Hierfür wurden Kot- bzw. Stuhlproben von Hunden, Katzen und deren Besitzern auf C. difficile untersucht. Um auch demografische Faktoren zu erfassen, wurde zusätzlich eine epidemiologische Analyse mittels Fragebogen durchgeführt.

Ergebnisse
Von den insgesamt 1418 Proben stammten 840 von Hunden bzw. Katzen und 578 von deren Besitzern. Die Isolierungsrate von C. difficile war mit 3 (25/840) bzw. 2,9 Prozent (17/578) trotz der empfindlichen Nachweisverfahren niedrig. Die isolierten Bakterienstämme wurden unter anderem anhand ihrer Ribotypen charakterisiert (PCR Ribotypisierung). So konnten aus den Kotproben der Tiere acht verschiedene Ribotypen isoliert werden, aus den Stuhlproben der Menschen zwölf. Drei Ribotypen wurden sowohl beim Menschen als auch beim Tier gefunden. Dennoch: C. difficile trat nicht gleichzeitig bei Tieren und Menschen aus demselben Haushalt auf.
Interessant war, dass ein bekannter Krankenhaus-assoziierter Stamm in erster Linie in Tierproben gefunden wurde. Zudem wurden zwei potenziell hochpathogene Ribotypen aus Hundekotproben isoliert. Hier gibt es also durchaus mögliche Infektionsquellen.

Fazit
Die Ergebnisse dieser Studie lassen darauf schließen, dass das zoonotische Risiko für C. difficile-Infektionen durch Hunde und Katzen zwar gering ist, aber auf keinen Fall ausgeschlossen werden kann. Möglicherweise stellt auch der Mensch ein Risiko für das Tier dar. Dass nur jeweils eine Probe pro Tier/Mensch genommen wurde, ist sicherlich ein limitierender Faktor der Studie.

Weitere Studie an kranken Hunden
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine weitere aktuelle, aber mit 90 Hunden deutlich kleinere Studie. Die Isolierungsrate von C. difficile lag dort mit 6,7 Prozent zwar etwas höher, aber immer noch im eher niedrigen Bereich; und das, obwohl hier – anders als in der zuvor beschriebenen Studie – nur Hunde mit Durchfall untersucht wurden. Auch hier konnten beim Hund Ribotypen nachgewiesen werden, die ebenso beim Menschen zu finden sind. Daher halten auch die Autoren dieser Studie ein Infektionsrisiko durchaus für möglich, selbst wenn man nicht sicher sagen kann, wer nun genau als Infektionsquelle dient: der Mensch für das Tier oder das Tier für den Menschen.

Resistenzlage
Ein weiterer interessanter Aspekt, der in dieser kleineren Studie untersucht wurde, ist die Resistenz von C. difficile gegenüber gängig eingesetzten Antibiotika. Alle isolierten Stämme waren zwar empfindlich gegenüber Tetrazyklin und Vancomycin. Zwei der sechs isolierten Stämme zeigten allerdings eine Multiresistenz gegenüber Clindamycin, Erythromycin und Metronidazol. Die Resistenz der beiden Stämme gegenüber Metronidazol erwies sich als stabil. Dies sollte unbedingt noch genauer und mit größeren Studienzahlen untersucht werden. Nicht zuletzt, da Hunde, die mit Metronidazol behandelt wurden, eine mögliche Quelle für multiresistente Stämme darstellen könnten.

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