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Meerschweinchen: Beim Kuscheln können die Kleinsäuger einen Hautpilz auf den Menschen übertragen.

Hautpilz

Zoonoserisiko: Dermatophytosen beim Meerschweinchen

Achtung, es juckt! Trichophyton benhamiae hat sich bei Meerschweinchen massiv ausgebreitet. Die Kleinsäuger haben Katzen damit als häufigste Überträger von Hautpilzen auf den Menschen abgelöst.

Insbesondere Kinder stecken sich beim Kuscheln mit ihrem Haustier mit Hautpilzen an. Typisch sind schuppende, kreisförmige Flecken auf der Haut, die jucken und am Rand entzündlich gerötet sind. Die Läsionen treten laut dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVD) vor allem an den Kuschel-Kontaktstellen an Gesicht und Hals auf. Laut BVD werden die ekzemartigen Hautveränderungen häufig nicht als Pilzinfektionen erkannt.

Früher war Microsporum canis der häufigste durch Tiere (vor allem Katzen) übertragene Fadenpilz. Doch seit etwa 2013 nimmt Trichophyton benhamiae den Spitzenplatz ein. Dieser Erreger wird meistens durch Meerschweinchen übertragen.

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Trichophyton benhamiae ist bei Meerschweinchen weit verbreitet


Top Job:


Die Prävalenz von T. benhamiae beim Meerschweinchen liegt zwischen 50 und 90 Prozent, besonders stark betroffen scheinen Tiere im Großhandel zu sein. Bei einer Untersuchung der Charitè in Berliner Zoohandlungen 2016 konnte T. benhamiae bei über 90 Prozent der beprobten Meerschweinchen nachgewiesen werden. In einer nachfolgenden Untersuchung wurden 2019 Meerschweinchen in 21 deutschen Privatzuchten beprobt; über die Hälfte war infiziert.

Bei fast 90 Prozent der infizierten Tiere aus beiden Studien handelte es sich um asymptomatische Trägertiere.

Leitfaden Dermatophytose bei Meerschweinchen

2020 gab das Nationale Konsiliarlabor für Dermatophyten am Institut für Mikrobiologie und Infektionsimmunologie an der Berliner Charité einen Leitfaden Dermatophytose beim Meerschweinchen heraus.

Die Autoren mahnen: „Dermatophytosen müssen ernst genommen werden! Die gegenwärtige Situation erfordert einen offenen Umgang mit der Thematik, sowohl unter dem Aspekt der Zoonose als auch zur Wahrung des Tierwohls.“ Sie geben praxisnahe Empfehlungen für Diagnostik und Therapie:

  • Diagnostik: Empfohlen werden eine Probenahme mittels Bürstentechnik nach McKenzie und der molekularbiologische Nachweis im Labor. Cave: T. benhamiae ist im Licht der Woodschen Lampe nicht sichtbar.
  • Therapie: Symptomatische Tiere sollten lokal mit Enilconazol und zusätzlich systemisch mit Itraconazol  behandelt werden. Asymptomatische Tiere werden nur lokal mit Enilconazol therapiert.
  • Entscheidend sind die gleichzeitige Umgebungsdesinfektion mit Itraconazol oder Chlorbleiche sowie Hygienemaßnahmen.

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