Der Praktische Tierarzt 89, 128-141
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2008
Publiziert: 02/2008
Zusammenfassung
In Deutschland wurde das Permethrin in verschiedenenFormulierungen für Großtiere und Kleintiere nachdem AMG als Tierarzneimittel in seiner Wirksamkeit geprüftund in die tierärztliche Praxis als Medikament eingeführt.Die heute für Rinder verfügbare Formulierung sinddie AURIPLAK1® Ohrclips für Rinder (1,2 g Permethrin).Diese werden aufgrund der Wirkung als Repellents und alsInsektizid gegen stechende sowie lästige Fliegen und Bremsenvorwiegend bei Jungrindern auf der Weide eingesetzt.Nachdem im Jahre 2006 die Bluetongue bei Wiederkäuern inDeutschland erstmalig aufgetreten war, wurde die Infektionin die neu erlassene tierseuchenrechtliche Verordnung zurBekämpfung der BT aufgenommen. Zur Bekämpfung derGnitzen boten sich die gegen andere Dipteren bei Rindernzugelassenen Ohrclips an. Für diese war nur eine Umwidmungnach dem AMG gegen einen anderen Parasiten beider gleichen Tierart notwendig. Die Wirksamkeit musstejedoch noch nachgewiesen werden. Die Untersuchung derWirksamkeit mit 1 und zwei Auriplak-Ohrclips pro Rindgegen Gnitzen erfolgte während des Höhepunktes der Flugaktivitätvon Gnitzen im Jahre 2007. In der vorliegendenArbeit wurden in zwei Herden an 165 Jungrindern und20 Milchkühen 3319 Imagines von Culicoides gefangen. Unterdiesen waren neun Arten bzw. Gruppen am häufigsten, wobeisich die beiden Arten bzw. Gruppen, Culicoides obsoletusund C. pulicaris, als dominant erwiesen. Gnitzen wurdendurch Ansaugen mit Hilfe von Aspiratoren direkt aus demFell der Rinder und mit UV Licht- und Saugfallen in derNähe der Tiere lebend oder in Alkohol konserviert gefangen.Es erfolgte die Differenzierung nach Art bzw. Gruppe,Geschlecht und Saugzustand. Lebend gefangene Gnitzenwurden mit von mehreren Körperstellen an behandeltenRindern abgeschorenen Haaren (hairclippings) in Kontaktgebracht und die insektizide Wirksamkeit untersucht (Bioassay).Die Repellentswirkung und die insektizide Wirksamkeitder Permethrin enthaltenden Ohrclips für Rinderbetrug bei der Verwendung von zwei Ohrclips/Rind biszu 19 Tage. Die abtötende Wirkung für stechende Gnitzenauf der Haut betrug an den Rindern mit einem Ohrclip biszu sieben Tage und bei Verwendung von 2 Ohrclips bis zu19 Tage. Im Bioassay (mit vom Rücken und Bauch behandelterRinder abgeschorenen Haaren) wurde die gleicheZeitdauer der insektiziden Wirksamkeit von sieben bzw.19 Tagen bestätigt. Der größte Wert der Ohrclips nach derBehandlung von Rindern ist in der Reduzierung der Anzahlanfliegender und stechender Gnitzen zu sehen. DieRepellentswirkung plus die Abtötung von Gnitzen nachKontakt (insektizide Wirkung) verringern die Anzahl derstechenden Gnitzen.
Dies führt sowohl zu einer Reduzierung des Infektionsrisikosmit dem BT-Virus in dem behandelten Rinderbestand alsauch der Ausbreitung des Virus in weiteren Herden in derRegion durch infizierte Gnitzen.