Die atypische Weidemyopathie wird durch Aufnahme von Ahorn hervorgerufen. Vorbeugend gilt es, Risikofaktoren zu meiden und protektive Faktoren bereitzustellen. Die am häufigsten gestellten Fragen wurden nun in einer Publikation unter Federführung der Universität Liège, basierend auf einer Literaturauswertung und in verschiedenen Netzwerken gesammelten epidemiologischen Daten, beantwortet. Insgesamt umfassten die Daten 3.039 in verschiedenen Ländern aufgetretene Fälle in den Jahren 2006 bis 2019.
FAQ zur atypischen Weidemyopathie
Welche Ahornarten sind giftig und wie erkenne ich sie?
Als ungiftig gelten Spitzahorn und Feldahorn. Nachgewiesene Intoxikationen betreffen den Bergahorn. Die entsprechenden Toxine wurden aber auch in exotischen Ahorn-Arten nachgewiesen, die hierzulande als Zierpflanzen in Gärten und Parks vorkommen. Zur Bestimmung der Art ist eine valide Quelle sicherzustellen; es sind auch falsche Beschreibungen im Umlauf.
Welche Weide ist riskant?
Ein Risiko geht von den Bäumen selbst sowie von gefallenem Laub, Totholz, Samen und Keimlingen aus. Die Samen können sich mehrere Hundert Meter um einen Baum herum ausbreiten. Weiden sind sorgfältig zu analysieren und Risikozonen zu meiden. Feuchtgebiete, Weiden, auf denen oder in deren Umgebung Bergahorn steht, die Gülledüngung solcher Weiden sowie Dauerbeweidung in Risikogebieten sind nachteilig.
Wie kann eine Risikoweide dennoch genutzt werden?
Nicht im Frühling oder Herbst, wenn Samen oder Keimlinge auf der Weide sein könnten. Auf Risikoweiden ist das AM-Risiko bei Weidegang von weniger als sechs Stunden verringert und bei schlechtem Wetter erhöht. Zufütterung von toxinfreiem Grünfutter und Vitaminen (besonders Riboflavin), ein Salzleckstein sowie Tränkung mittels Rohrleitungssystem oder in einem dichten Behälter ohne Verbindung zu Boden und Pflanzen senken ebenfalls das Risiko.
Ist eine Weide mit Bergahorn sicher, wenn bisher nie etwas passiert ist?
Nein.
Welche konkreten Zeiträume in Frühling und Herbst sind gefährlich?
94 Prozent der Fälle im Frühling passieren zwischen dem 1. März und dem 31. Mai und 94 Prozent der Fälle im Herbst zwischen dem 1. Oktober und dem 31. Dezember. Es gibt auch Fälle im Winter und Fälle bis in den Juli hinein.
Originalpublikation:
Votion DM, François AC, Kruse C, Renaud B, Farinelle A, Bouquieaux MC, Marcillaud-Pitel C, Gustin P (2020): Answers to the Frequently Asked Questions Regarding Horse Feeding and Management Practices to Reduce the Risk of Atypical Myopathy. Animals (Basel). 2020 10(2): 365. DOI 10.3390/ani10020365.
- Spielt enterale Metabolisierung von Hypoglycin A eine Rolle für die toxische Wirkung beim Pferd? Das ist Thema eines frei zugänglichen Fachartikels aus Der Praktische Tierarzt.
- Auch Kühe können Hypoglycin A, das Gift aus dem Bergahorn, aufnehmen. Es lässt sich sogar in der Milch nachweisen.