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Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift

Was kommt nach Bluetongue – Europa im Fadenkreuz exotischer Arboviren

Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 122, 458-466

DOI: 10.2376/0005-9366-122-458

Publiziert: 11/2009

Zusammenfassung

Die Zeiten, in denen man von exotischen Erregern sprechen und sich gleichzeitig in Europa sicher vor ihnen fühlen konnte, sind vorbei. Viele Faktoren haben dazu beigetragen und Unsicherheit herrscht in Bezug auf den Erreger, der uns als nächstes vor Augen führen wird, wie klein die Welt geworden ist und wie schnell sich vormals tierseuchenfreie Länder zu Hochendemiegebieten wandeln können. Bei den Arthopoden- übertragenen Viren (Arboviren) ist neben der Steigerung der globalen Reise- und Handelstätigkeit – und damit dem kontinuierlichen Eintrag von nicht endemischen Erregern – sicherlich das Klima hierbei ein wichtiger Faktor. Wärmere Temperaturen, hohe Luftfeuchtigkeit und bei Stechmücken zumindest temporär bestehende Gewässer sind für die Abundanz der relevanten Arthropoden notwendig und förderlich. Bei Stechmücken wird nicht nur die Entwicklungsdauer der aquatischen Phase verkürzt, sondern auch die Zeit, die notwendig ist, damit eine Stechmücke als Vektor für Arboviren fungierten kann. In der Summe dieser beiden Faktoren erhöhen sich somit die Chancen, dass es einem „exotischen Arbovirus“ gelingt einen autochtonen Naturherd zu etablieren. Am Beispiel Stechmücken-übertragener Viren soll eine Übersicht gegeben werden, welche hauptsächlichen Faktoren auf Seiten des Vektors hierfür verantwortlich sind, aber auch was bei einigen Arboviren hierüber bekannt ist. Ein Vergleich der Ausbreitung von West Nil Virus und Usutu Virus in gemäßigten Breiten zeigt, dass sich selbst nahe verwandte Erreger sehr unterschiedlich verhalten können. Die Frage welchen Exoten wir als nächsten heimischen Gast bekämpfen müssen, wird die Zeit für uns beantworten. Aber schon heute können wir uns durch interdisziplinäre Anstrengungen und sachliche Aufklärung in eine bessere Startposition hierfür bringen.
Aedes vexans

Summary

Many factors led to the situation in which we fear the appearance of yet another exotic microbe simply demonstrating our vulnerability to new invaders and the shrinking of the globe. Beside the tremendous increase in international travel and trade, climatic changes are a crucial factor for exotic arboviruses to establish endemic transmission cycles in Europe. Certain temperatures, humidity and – at least for mosquitoes – suitable water bodies are required for the respective species to develop and become abundant. Increasing temperatures reduce the overall time of the mosquito life cycle because the aquatic developmental stages are completed faster, and secondly, the time span required for the mosquito to be capable to transmit the acquired arbovirus to another susceptible host is shortened. Thus the chances for an exotic arbovirus to establish an autochtonous transmission cycle are increasing. Here, a review is provided on the known factors that determine vector competence for mosquitoes and a particular arbovirus. The comparison of the closely related West Nil- and Usutu viruses in Europe and North America further demonstrates how different and unpredictable the epidemiology of such arboviruses can be. Time will answer the question on who is going to be the next arboviral intruder into Europe. But it is today that we can bring ourselves into a good position to conquer the next “alien” by setting up interdisciplinary networks to promote research on these “exotic” and thus neglected pathogens thereby enhancing our understanding on their transmission and the factors and mechanisms required for this.
Aedes vexans

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