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Hunde werden immer älter. 
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Hunde werden immer älter. 

Palliativmedizin

Was braucht Deutschland im Bereich der tiermedizinischen Geriatrie?

In Würde gehen: Auch in der Tiermedizin wird die palliative Versorgung unheilbar kranker Patienten immer wichtiger.

    •  In Amerika ist die Hospiz- und Palliativbewegung in der Tiermedizin schon seit den 80er-Jahren ein Thema, es gibt entsprechende Schwerpunktpraxen und Angebote.
    • Auch in Deutschland haben sich erste Kollegen auf das Gebiet der Altersmedizin spezialisiert.
    • Die tiermedizinische Geriatrie befasst sich mit den besonderen Bedürfnissen (chronisch) kranker Senioren.
    • Tierärzte können sich zum „Certified Animal Hospice and Palliative Care Veterinarian“, kurz CAHPV ausbilden lassen.

Besonders wenn es weder Partner, Kinder noch Freunde gibt,  sind die Vierbeiner nicht nur Wegbegleiter, sondern auch Trostpflaster, Ansprechpartner und bester Freund. „Es ist Wahnsinn was Tiere vermögen“, sagt Enrica Steden. Um den letzten Lebensabschnitt von Tieren sowie den Abschiedsschmerz ihrer Besitzer etwas erträglicher zu machen, hat die Tierärztin Palliavet Berlin gegründet. Es geht sehr darum „da zu sein“, und zu zeigen „Ich sehe Ihr Leid“, erklärt die Tierärztin ihre Arbeit. 

Lebensqualität erhalten: Was ist das Ziel der Palliativmedizin?

„Lebensqualität, Linderung und menschliche Nähe“ – das ist das Bestreben der deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin e.V. „Es geht es nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben“, so Cicely Saunders, welche als Begründerin der modernen Palliativmedizin gilt. Das begleitende Krankheitskonzept folgt dem Motto: Lebensqualität erhalten, wo Heilung nicht mehr möglich ist.


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Auch für Tierärzte wird dieser Zweig der Medizin immer wichtiger, da neben der Bedeutung von Hunden und Katzen für ihre Besitzer auch das Lebensalter der Tiere steigt. Seit den siebziger Jahren hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung von Katzen verdreifacht, bei Hunden hat sie sich innerhalb weniger Jahre fast verdoppelt. Wenn diese dann keine Treppen mehr steigen oder auf rutschigem Boden schwer aufstehen können, nachts bellen und schreien, keine Ruhe finden oder inkontinent werden, brauchen Besitzer Beistand, Beratung und Hilfe. Die Wohnungsnot in den Städten verkompliziert die Lage: Wegen des Hunde-Opis einfach mal in eine Erdgeschosswohnung zu ziehen, ist oftmals nicht möglich. Der Weg zum Tierarzt scheint für viele zu beschwerlich: So zeigen Untersuchungen aus dem Bereich Altersmedizin und Geriatrie, dass Menschen mit alten Tieren seltener zum Tierarzt gehen als solche mit jungen. 

Veterinärmedizinische Palliativversorgung: Amerika ist Deutschland voraus

In Amerika wird der Palliativmedizin schon seit längerer Zeit mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Auf Altersmedizin spezialisierte (Beratungs)-praxen sind dort keine Seltenheit. Bereits in den achtziger Jahren entwickelten größtenteils Tierärzte eine Tier-Hospizbewegung. 2008 fand in den USA das erste „Tier-Hospiz-Symposium“ statt, ein Jahr später gründete sich die „International Association for Animal Hospice and Palliative Care”, welche auch ausbildet.

 Tierbesitzer sollen lernen, das (Schmerz)-verhalten ihrer vierbeinigen Senioren richtig zu interpretieren und die Symptome managen. Hierfür braucht es Aufklärungsarbeit, Feingefühl und einen multimodalen Ansatz. So hat Enrica Steden die Erfahrung gemacht, dass viele Besitzer eine Dauermedikation ihrer Tiere zunächst ablehnen. Hier gilt es aufzuzeigen, was dadurch möglich ist. Hierfür braucht es Aufklärungsarbeit, Feingefühl und einen multimodalen Ansatz. Enrica Steden hat die Erfahrung gemacht, dass viele Besitzer eine Dauermedikation ihrer Tiere zunächst ablehnen. Hier gilt es aufzuzeigen, was dadurch möglich ist. „Wenn ich quer durch Berlin fahre, können die Tierbesitzer anrufen und wir überlegen gemeinsam, wo der Weg hinführt“, so Steden. 

Tierärzte sollten weitere Ansprechpartner kennen

Die amerikanischen Hospizexperten empfehlen für die Halter palliativ zu versorgender Tiere ein Netzwerk aus Helfern und Experten: Tierärzte sollten Adressen von Psychologen, Geistlichen oder Selbsthilfegruppen kennen, aber auch qualifizierte Tiersitter vermitteln können, die sich von den besonderen Bedürfnissen alter und kranker Tiere nicht überfordert fühlen. Ebenso ist es wichtig, dass Tierärztinnen und Tierärzte auch auf das eigene Befinden achten. So hat Enrica Steden Fälle betreut, die sie mental überforderten. Um schwere Fälle zu verarbeiten und für die neuen Besitzer offen bleiben zu können, hat sich die Tierärztin  professionelle Hilfe gesucht. Gleiches rät sie auch Kolleginnen und Kollegen.

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