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Der Praktische Tierarzt

Vorkommen und Ursachen des angeborenen Nabelbruches beim Rind

Occurrence and reasons of congenital umbilical hernias in cattle

Der Praktische Tierarzt 97, 620-627

Publiziert: 06/2016

Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit soll einen Review über die Literatur zu Vorkommen und Genetik des angeborenen Nabelbruches beim Rind geben. Der angeborene Nabelbruch ist eine häufige und seit Langem bekannte Erkrankung bei Kälbern. Voraussetzung für einen Nabelbruch ist das Vorliegen einer Bruchpforte, durch welche Netz- oder Eingeweideteile bereits bei oder kurze Zeit nach der Geburt vorfallen können. Eine Öffnung des Nabelringes von über 1–1,5 cm gilt als Nabelbruch, wenn diese sich nicht infolge der Nabelinvolution in den ersten vierzehn Lebenstagen verschließt. Fallen Netz- oder Eingeweideteile durch den offenen Nabelring vor, werden äußere Haut und parietales Blatt des Bauchfells vorgewölbt und bilden einen Bruchsack. Offene Nabelringe werden häufiger beobachtet als Nabelbrüche mit ausgeprägtem Bruchsack. In Untersuchungen mit jeweils über 1000 Kälbern wurden Prävalenzen zwischen 0,65 % und 8,3 % festgestellt. Verschiedene Autoren berichten jedoch über sehr hohe Frequenzen von Nabelbrüchen bei den Nachkommen einzelner Bullen (9,7–37,5 %). Der angeborene Nabelbruch wird wesentlich von genetischen Faktoren bedingt. Die Fälle mit gehäuften Nabelbrüchen in den Nachkommengruppen wurden durch dominante Geneffekte erklärt, während in den anderen Studien von einem oder mehreren rezessiven Loci oder polygener Vererbung ausgegangen wurde. Neben dem Erbgang beeinflussen vor allem die Rasse und das Alter der Tiere bei der Untersuchung die Häufigkeit des Vorkommens. Tiere der Rasse Holstein sind im Vergleich zu Fleckvieh, Braunvieh und Kreuzungen vermehrt von Nabelbrüchen betroffen. Da ein Großteil der kleineren Nabelbrüche in den ersten Lebensmonaten spontan abheilt, werden bei älteren Tieren weniger Nabelbrüche festgestellt. Das Vorkommen angeborener Nabelbrüche kann wegen der genetischen Grundlage nur durch strenge zuchthygienische Maßnahmen kontrolliert werden. Tierärzte sollten die Landwirte auf die Erblichkeit hinweisen. Bullenkälber, deren genomischer Zuchtwert bestimmt werden soll, müssen in den ersten Lebenswochen von Tierärzten auf das Vorliegen angeborener Nabelbrüche untersucht und Merkmalsträger konsequent von der Zucht ausgeschlossen werden. Treten gehäuft Fälle auf, sollte die Abstammung der betroffenen Kälber überprüft werden, um frühzeitig Bullen aus der Zucht zu nehmen, die eine hohe Frequenz von angeborenen Nabelbrüchen vererben.

Kalb
Hernie
Prävalenz
Erbgang
Marker

Summary

The present study is supposed to give a review of the literature about occurrence and genetics of the congenital umbilical hernia in cattle. The congenital umbilical hernia is a common and well known disease in calves. Prerequisite for umbilical hernias is the existence of an opened umbilical ring through which omentum and parts of viscera already protrude at birth or shortly thereafter. An opening of the umbilical ring of about 1–1.5 cm is considered to be an umbilical hernia, if this does not close as a result of the remission of the umbilical cord in the first fourteen days of life. If omentum or parts of viscera fall through the open umbilical ring, outer skin and parietal peritoneum bulge out and form a sac. Open umbilical rings are more frequently observed compared to the occurrence of umbilical hernias with a distinct sac. In studies, each with more than 1000 calves, frequencies between 0.65% and 8.3% were found. Some authors report higher frequencies in the progeny of particular sires (9.7–37.5%). Cases with accumulated umbilical hernias in progeny groups were explained by dominant genetic effects, in other studies one or more recessive loci or a polygenetic inheritance are presumed. In addition to the mode of inheritance the breed and the age of the animals in the study affect the frequency of occurrence. Compared to German Fleckvieh, Brown Swiss and crossbred the majority of umbilical hernias occurs in the Holstein breed. Due to the fact that a majority of the smaller umbilical hernias heal in the first month of life, less umbilical hernias are found in older animals. Due to the genetic basis the occurrence of congenital umbilical hernias can only be controlled by strict breeding hygienic measures. Veterinarians should instruct farmers about the heritability. Bull calves whose genomic breeding value is to be determined, need to be examined in the first few weeks by veterinarians regarding the presence of congenital umbilical hernia and carrier should be systematically excluded from breeding. If cases of frequent occurrence emerge, the descent of the affected calves should be screened at an early stage in order to remove sires from breeding, who inherit high frequencies of congenital umbilical hernias.

calf
hernia
prevalence
inheritance
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