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Seltsam und verschroben: Dieses Vorurteil über Exotentierärzte ist verbreitet. Einige Kollegen empfinden die Spezialisten aber auch als besonders cool.
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Seltsam und verschroben: Dieses Vorurteil über Exotentierärzte ist verbreitet. Einige Kollegen empfinden die Spezialisten aber auch als besonders cool.

Spezialgebiete

Von schrullig bis versnobt

Viele Tierärzte hegen Vorurteile gegenüber Vertretern bestimmter Fachgebiete. Eine Studie zeigt jetzt, mit welchen tiermedizinischen Spezialisten die Kollegen fremdeln – und welche sie bewundern.

Den neuen Kardiologen einfach mal fragen, ob er mit zum Mittagessen geht? Erst mal nicht, diese Herzspezialisten halten sich ja meist für was Besseres. Wer Sätze wie diese schon einmal gedacht oder ausgesprochen hat, dem geht es wie vielen Menschen in der Veterinärbranche: Er ist von Vorurteilen geprägt und hat stereotype Vorstellungen von Angehörigen der verschiedenen Fachrichtungen der Tiermedizin verinnerlicht.

Welche Stereotype im Einzelnen vorherrschen, beschreibt ein Wissenschaftlerteam von der britischen University of Surrey im Fachmagazin „Veterinary Record“. Die Forscher baten mehr als 650 Teilnehmer – darunter Tierärzte, Tiermedizinstudierende, Tiermedizinische Fachangestellte (TFA) und TFA-Auszubildende –, in einen Online-Fragebogen einzutragen, welches Adjektiv jeweils aus ihrer Sicht 15 verschiedene tiermedizinische Spezialisten treffend charakterisiert. Unter den aufgeführten Fachrichtungen waren beispielsweise der Kleintierpraktiker, der Nutztierpraktiker, der Pferdetierarzt, der Pathologe, Chirurg, Kardiologe oder auch Epidemiologe. Die Studienteilnehmer wurden zudem gefragt, welche drei der 15 vorgegebenen Fachgebiete sie als besonders „prestigeträchtig“ empfinden.

Spielregeln für die Überweisung

Für eine optimale Zusammenarbeit zwischen Haustierarzt und Spezialist gilt es ein paar Spielregeln bei der Überweisung einzuhalten. Wie es in der Praxis klappt, zeigt unser Interview.
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Reich und arrogant


Top Job:



Top Job:



Top Job:


Die von den Teilnehmern vorgeschlagenen Adjektive wurden von einem Computerprogramm in „Wortwolken“ angeordnet, wobei die einzelnen Begriffe umso größer erschienen, je häufiger sie genannt wurden. Im Ergebnis dominierte bei Kleintierpraktikern der Begriff „caring“, also etwa „fürsorglich, sich kümmernd“, gefolgt von „freundlich“ und „sehr beschäftigt“. Nutztierpraktiker werden vor allem als stark und belastbar, praktisch veranlagt und robust wahrgenommen.

Andere Spezialisten werden als weniger sympathisch empfunden. 13 Prozent der Teilnehmer fiel zu Pferdepraktikern vor allem der englische Begriff „posh“ ein, der so viel wie vornehm oder luxusaffin bedeutet und zugleich auf materiellen Wohlstand hinweist. Das Adjektiv „versnobt“, das eine ähnliche Vorstellung impliziert, wählten immerhin zwei Prozent. Acht Prozent sehen Pferdetierärzte in erster Linie als „arrogant“ an. Negativ geprägt sind auch die Stereotype, die gegenüber einigen anderen Spezialisierungen vorherrschen: Chirurgen gelten als arrogant, Pathologen als freakig und unsozial. Das Adjektiv „langweilig“ dominiert die Haltung gegenüber Epidemiologen und Dermatologen. Nicht ganz so kritisch, aber durchaus befremdet, blickt die Branche auf Tierärzte, die sich um exotische Haustiere kümmern: Als schrullig, sonderbar und exzentrisch gelten solche Veterinäre.

Bedeutung für den Ruf der Branche

Das höchste Ansehen genießen den Befragten zufolge Neurologen, gefolgt von Chirurgen und Kardiologen. Neurologen und Kardiologen werden zudem von den Kollegen als besonders „clever“, „intelligent“ und „smart“ wahrgenommen. Gleich auf Platz vier der meistgenannten Adjektive folgt aber auch bei diesen beiden Spezialisten der Begriff „arrogant“.

Die Autoren halten es für möglich, dass Stereotype wie die in der Studie gezeigten die Karriereentscheidungen von Tiermedizinstudierenden beeinflussen – und auch für die öffentliche Wahrnehmung des gesamten Berufsfeldes eine Rolle spielen könnten.

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