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Kleintierpraxis

Von den Anfängen der Tierverhaltenstherapie bis heute – Evidenzbasierte Verhaltensmedizin versus Empirie

Kleintierpraxis 58, 65-77

DOI: 10.2377/0023-2076-58-65

Publiziert: 02/2013

Zusammenfassung

Um 1900 herum erschienen die ersten Publikationen überTierpsychologie und Anleitungen, das Verhalten von Hunden(Jagdhunden, Polizeidiensthunden) über Training gezieltzu beeinflussen. Seit damals hat sich die Haltung von Hundenund anderen Haustieren verändert. Tiere werden nichtmehr ausschließlich zu einem bestimmten Nutzen gehalten,sondern sind Teil einer sozialen Mensch-Tier-Gemeinschaft.Im engen Zusammenleben mit dem Menschen kann eszu Situationen kommen, die physische und psychischeBelastungen für beide Seiten darstellen. Werden diese Belastungendurch den Tierbesitzer wahrgenommen, kann sichdieser von unterschiedlichen Ansprechpartnern im Rahmeneiner Verhaltenstherapie beraten lassen (Hundeschule, Tierpsychologe,Haustierarzt, Tierarzt mit Zusatzbezeichnung,Fachtierarzt). Der Begriff Verhaltenstherapie ist ungeschütztund kann von jedem benutzt werden. Die tierärztliche Verhaltenstherapieumfasst Prophylaxe, Diagnose und Therapievon Verhaltensproblemen bzw. -störungen. Dabei kommenwissenschaftlich bewährte Behandlungsansätze und verhaltenstherapeutischePrinzipien auf der aktuellen Basis vonGrundlagenforschung aus verschiedenen Bereichen (Veterinärmedizin,Neurophysiologie und Neurobiologie, Ethologie,Pharmakologie, Humanpsychologie)zum Einsatz. EvidenzbasierteMedizin (EBM) ist definiert als bewusster und wohlüberlegterGebrauch der jeweils aktuellen besten wissenschaftlichenEvidenz für die Entscheidungen bei der medizinischenVersorgung eines individuellen Patienten. Durchdie Entwicklung von Leitlinien, nach denen klinische Studienhinsichtlich ihrer Aussagefähigkeit sog. Evidenzklassen zugeordnetwerden, sollen wissenschaftliche Erkenntnisse ausgesiebtund zugänglich gemacht werden. Die Einschätzungder wissenschaftlichen Qualität von Forschungsarbeitendient der Unterstützung bei klinischen Entscheidungenund versucht die Kluft zwischen medizinischem Wissen undärztlichem Handeln zu überbrücken. In der Humanmedizinhat sich die EBM seit den 1990er Jahren als Grundlage therapeutischenHandelns etabliert. In der Veterinärmedizin stecktdie Entwicklung der EBM noch in den Anfängen.
Verhaltenstherapie
Evidenz
klinische Studien

Summary

From the beginnings of veterinary behavioural therapy to thepresent – evidence-based behavioural health vs. empiricism
Around 1900, the first publications on veterinary psychologyas well as instructions to purposefully influence thebehaviour of dogs (hunting and police dogs) were released.Since then animal husbandry has changed. Animals, andespecially pets like dogs or cats, are no longer exclusivelykept for a certain purpose but are part of a social humananimalcommunity. Closely living together with humansmay lead to situations putting psychological strain on bothsides. Owners realizing any strains and/or sensing a challengeor problem, can seek the assistance of variousprofessionals in the context of behavioural therapy (dogtraining school, animal psychologist, veterinary clinicalethologist, general or specialized veterinarian in the clinicalfield). The terms behavioural therapy or animal psychologyare not legally protected and may be interpreted andused freely. Veterinary behavioural medicine comprises ofprophylaxis, diagnosis and treatment of behavioural problemsor behavioural dysfunctions. Therapeutic approachesand training principles for behavioural veterinary medicineare based on contemporary basic research in different areas(veterinary medicine, neurophysiology, neurobiology, ethology,pharmacology, psychology and learning theory).Evidence-based medicine is defined as the intentionaland deliberate use of the best scientific evidence obtainable,as the state of the art, for decision-making in curingan individual patient. By the development of guidelinesto assign clinical studies to so-called evidence classes, thescientific literature should be screened with regard to itsinformational value. The evaluation of the scientific qualityof research will help to support clinical decisions andto bridge the gap between medical knowledge und bestmedical action. In human medicine, evidence-based medicinehas been well established since the 1990s. In veterinarymedicine its development is still in its early stages..
behavioural therapy
evidence
clinical studies

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