Der Praktische Tierarzt 84, 98-101
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2003
Publiziert: 02/2003
Zusammenfassung
Die vorliegende Studie vergleicht die Langzeiteffekteder Ovarektomie mit denen der Ovarektomie. Eswurden insgesamt 264 Fragebögen an Besitzer vonHündinnen verschickt, die acht bis elf Jahre zuvor entwederovarektomiert oder ovariohysterektomiert wordenwaren. Der Fragebogenrücklauf ergab kompletteAngaben für 69 ovarektomierte und 66 ovarhysterektomierteHündinnen, die statistisch ausgewertet wurden.Es gab keine Anhaltspunkte dafür, dass in der Gruppe derovarektomierten Hündinnen eine Endometritis aufgetretenwar. Keine der Hündinnen beider Gruppen warnach der Kastration noch für Rüden attraktiv. Bei jeweilszwei Hündinnen jeder Gruppe wurde klarer bis weißlichgefärbter Vaginalausfluss beobachtet, jedoch ohneKrankheitsanzeichen. Als einzige Komplikation wurdeüber Harninkontinenz berichtet. Sechs der ovarektomiertenund neun der ovariohysterektomierten Hündinnenentwickelten eine Harninkontinenz. Von diesen 15Hündinnen (11 %) wogen zwölf mehr als 20 kg. Hündinnender Rasse Bouvier des Flandres hatten ein erhöhtesRisiko für das Auftreten einer Harninkontinenz als andereRassen. Die Möglichkeit, dass die Harninkontinenzzumindest teilweise durch andere Erkrankungen bedingtwar, muss in Betracht gezogen werden, da acht derHündinnen beim Auftreten der Harninkontinenz neunJahre alt oder älter waren und sieben der inkontinentenHündinnen eine Polydipsie und Polyurie zeigten. In Bezugauf die Häufigkeit der Harninkontinenz war der Unterschiedzwischen der ovarektomierten und der ovariohysterektomiertenGruppe statistisch nicht signifikant.Es wird die Hypothese aufgestellt, dass Erkrankungendes Uterus wie die zystoendometriale hyperplastischeEndometritis nach korrekter und damit totaler Ovarektomienicht auftreten kann, außer in Fällen, in denen Progestageneverabreicht werden. Die Ergebnisse dieser Studiezeigen, dass eine Ovarektomie das Risiko für einezystoendometriale hyperplastische Endometritis sowieanderer Komplikationen im Vergleich zur Ovariohysterektomienicht erhöht. Es kann daher geschlussfolgertwerden, dass es für die Entfernung des Uterus bei der routinemäßigenKastration gesunder Hündinnen keine Indikationgibt. Im Gegenteil sollte die Ovarektomie alsMethode der Wahl betrachtet werden.