Der Praktische Tierarzt 91, 974-980
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2010
Publiziert: 11/2010
Zusammenfassung
Die Wundversorgung wird schon seit Jahrhunderten wissenschaftlich beschrieben. Dennoch ist dieses Thema nicht zu unterschätzen.
Nur ein rigoroses Wundmanagement mit professionell angewandtenVerbandstechniken erlaubt ein medizinisch, funktionellund kosmetisch befriedigendes Heilungsergebnis.
Ziele der Verbandstherapie
Ein Wundverband muss eine Vielzahl von Funktionen erfüllen(Übersicht 1). Neben diesen allgemeinen Anforderungen sindauch die Besonderheiten des Patienten Pferd bei der Auswahlvon Verbandsmaterialien und -techniken zu berücksichtigen.Diese ergeben sich aus Größe und Gewicht des Pferdes, denbeim Pferd vorkommenden Verwundungsschwerpunkten, derhäufig mangelnden Kooperation des Patienten sowie aus derzum Teil schwierigen und langwierigen Wundheilung. Zu denbesonderen Herausforderungen für Tierarzt und Pferdebesitzergehören Wunden an schlecht zu bandagierenden Körperstellen,d. h. Wunden im Bereich von Huf, Karpus, Kopf und Rumpf.Eine weitere Herausforderung sind komplizierte Wunden, d. h.Wunden mit Beteiligung von synovialen Strukturen, von Sehnengewebe,von Muskulatur sowie Wunden mit freiliegendemKnochen.
Darüber hinaus besteht beim Pferd eine Neigung zu sekundärenKomplikationen, wie Belastungsrehe, Belastungstendinitis sowieeiner verzögerten Wundheilung oder der Bildung von Caro luxurians.Letztere wurden im Augustheft besprochen (A. Rijkenhuizen:„Management schwer heilender Wunden beim Pferd“, Der PraktischeTierarzt, Vetkolleg August 2010)
Inadäquate Wundabdeckungen, fehlerhaft angebrachte Verbändesowie falsch durchgeführte Verbandswechsel können dieWundheilung stören und sogar irreversible Schäden hervorrufen.Es kommt zu erhöhten Kosten für den Pferdebesitzer und imschlimmsten Fall zur Unbrauchbarkeit des Pferdes.
In diesem Artikel soll auf Verbandstechniken bei kompliziertenWunden und an schwierig zu verbindenden Körperstellen eingegangenwerden.