Der Praktische Tierarzt 81, 301-312
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2000
Publiziert: 04/2000
Zusammenfassung
Trotz intensiver Therapiemassnahmenbei hochgradigen Diarrhoen unterschiedlicher Genesedes neonatalen Kalbes dauert die Rekonvaleszenszeit in praxiausserordentlich lange. In der vorliegenden Arbeit solltedieses Problem näher angegangen werden, um auf derGrundlage dessen geänderte und spezifischere Therapieformenfür derartige Kälber entwickeln zu können. Zu diesemZweck wurden die Krankheitsverläufe von 35 schwer an Diarrhoeerkrankten Saugkälbern sowohl in der klinisch apparentenPhase, als auch in der Rekonvaleszenzphase bis zum10. Tag nach Therapieende untersucht. Neben der kontinuierlichenBefunderhebung erfolgten regelmässige Blutentnahmensowie eine dreimalige bakteriologische, virologischeund parasitologische Kotuntersuchung. Alle Kälberwurden in eine orale Behandlung aufgenommen, wobei 20Probanden vorab initial infundiert werden mussten. Sokonnten 26 der zum Teil schwersterkrankten Kälber geheiltwerden. Unphysiologische Befunde bei der Kotbeschaffenheit,zunehmende Alopezien und pulmonale Symptomekonnten bei der Mehrzahl der Kälber über den 10. Beobachtungstaghinaus erhoben werden. Bei der bakteriologischenKotuntersuchung am 10. Tag konnten noch bei allen Probandenzum Teil fakultativ pathogene Spezies nachgewiesenwerden. Auch konnten bei der Drittuntersuchung noch virologisch-positive und sogar einer höherer Prozentsatz parasitologisch-positiver Ergebnisse im Kot festgestellt werden.Die gemessenen Elektrolytwerte bei den diarrhoeerkranktenKälbern in der Zeit bis zum 10. Tag nach Beginn der peros-Therapie lassen die Schlussfolgerung zu, dass Elektrolythomöostasestörungendeutlich über die klinisch apparentePhase hinaus anhalten. So differierten bis zu diesem Zeitpunktdie Werte für Natrium, Magnesium, Kalzium und anorganischemPhosphat erkrankter Kälber gegenüber denengesundgebliebener noch erheblich. Auch fand bis zum Endeder Beobachtungszeit kein Ausgleich des Base excess statt.