Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 123, 482-487
DOI: 10.2376/0005-9366-123-482
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2010
Publiziert: 11/2010
Zusammenfassung
Die Empfänglichkeit von Neuweltkameliden für Erreger, die aufgrund ihrer Schadwirkungenoder seuchenhygienischen Bedeutung bei Nutztieren teilweise einerstrikten gesetzlichen Reglementierung unterliegen, bedingt ein wechselseitigesÜbertragungsrisiko. Anhand einer Stichprobenuntersuchung an 107 Blutprobenvon 93 Lamas und Alpakas aus dem mitteldeutschen Raum aus den Jahren 2007bis 2009 sollte das Vorkommen von Antikörpern gegen das Bovine Herpesvirus1 (BHV-1), das Bovine Virusdiarrhöevirus (BVDV) und das bluetongue Virus (BTV)in der Region untersucht werden. Die Untersuchung auf Antikörper gegenBHV-1 und BTV erfolgte mittels ELISA, die Untersuchung auf Antikörper gegenBVDV-1 mittels Serumneutralisationstest. Der Nachweis Pestivirus-spezifischerNukleinsäure erfolgte mittels RT-PCR und einer Pestivirus-spezifischen Sondenach Reiting. Keine der untersuchten Proben wies Antikörper gegen BHV-1 auf.Bei vier der untersuchten Tiere konnten Antikörper gegen BVDV-1 nachgewiesenwerden (Titer zwischen 1:6 und gt; 1:256) ein Nachweis von Antigen erfolgtenicht. Antikörper gegen BTV konnten bei einem Tier im Jahr 2004 mit dem indirektenELISA nachgewiesen werden. Im Jahr 2007 konnten bei diesem Tier keineAntikörper gegen BTV nachgewiesen werden. Es lässt sich schlussfolgern, dassin Mitteldeutschland die genannten Viren bei Neuweltkameliden derzeit eineuntergeordnete Bedeutung als Krankheitserreger zu spielen scheinen und damitdie gegenwärtig von Neuweltkameliden ausgehende Gefährdung für Nutztiereals wahrscheinlich gering eingeschätzt werden kann. Diese Tiere haben abergegenüber den hier besprochenen Erregern somit auch keinen Antikörperschutzund sind im Falle eines Erregereintrages voll empfänglich. Zur Erhaltung undVerbesserung des gegenwärtigen Status müssen die allgemeingültigen seuchenhygienischeMaßnahmen wie Vermeidung von Tierkontakten und Erregerverschleppungüber Personen, Futter und Geräte, diagnostische Überwachung undQuarantäne vor Zukauf im Interesse beider Seiten streng eingehalten werden.Summary
The susceptibility of camelids for infectious agents which may result in severeeconomic losses or which are strictly regulated for epidemiological reasons infarm animals potentially causes a mutual risk of transmission. This study aimed toinvestigate the presence of antibodies against bovine herpesvirus 1 (BHV-1), bluetonguevirus (BTV) and bovine viral diarrhoea virus (BVDV) as well as the presenceof pestivirus antigen in new world camelids in Central Germany. Therefore 107serum samples from 93 alpacas and lamas from this region which had beenobtained from 2007 to 2009 were examined using ELISA, serum neutralisationtest, RT-PCR and a pestivirus specific gene probe. All samples were negative forBHV-1 antibodies. Antibodies against BVDV-1 could be detected in four animals,titres reaching from 1:6 to gt; 1:256. One animal was positive for BTV antibodies in the year 2004. This animal had been tested negative for BTV antibodies in2007. It can be concluded that up to now, these viruses seem to be of minorimportance as pathogens in new world camelids in Central Germany. Thereforethe risk of infection originating from new world camelids for production animalscould be considered to be rather low in this region at the moment. However, itmust be taken into consideration that these animals due to lack of antibodies arefully susceptible in case of occurrence of one of these viruses. For maintenanceand improvement of the present status, general hygienic precautions should beapplied; direct and indirect contact between animals from different herds mustbe avoided and virological diagnostic and quarantine should be required tradingthese animals.