Der Praktische Tierarzt 90, 460-464
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2009
Publiziert: 05/2009
Zusammenfassung
Noch ist laut gegenwartiger Rechtsgrundlage diebetaubungslose Kastration von unter acht Tage alten mannlichenFerkeln in Deutschland zulassig. Jedoch wird voraussichtlich noch indiesem Jahr eine Gesetzesanderung angestrebt, obwohl nach wie vorkeine gleichermasen praktikable, wirtschaftliche sowie tierschutzkonformeAlternative gefunden werden konnte. In der vorliegendenStudie wurden die Auswirkungen eines Gasgemisches aus 70 % CO2und 30 % O2 hinsichtlich stress- sowie schmerzbezogener Parameterim Zusammenhang mit der Kastration untersucht. In den Niederlandensoll diese Methode noch 2009 als Standardverfahren flachendeckendzum Einsatz kommen. Insgesamt wurden in den Versuch 227Tiere im Alter zwischen drei und sechs Tagen aufgenommen. AlsKriterium fur die Einschatzung von kastrationsbedingten Schmerzenwurde Serumcortisol und als Parameter fur stressbedingte Belastungenwurden die Plasmakonzentrationen der Katecholamine Noradrenalinund Adrenalin verwendet. Fur die Bestimmung der Parameter warenunterschiedliche Tiere vorgesehen, die nach Gewicht randomisiert injeweils vier Versuchsgruppen (A.D) eingeteilt wurden. In zwei Kontrollgruppenwurden die Tiere lediglich mit CO2 (C) bzw. ohne CO2(A) fixiert. Tiere der beiden weiteren Gruppen wurden demgegenubermit CO2 (D) oder ohne CO2 (B) kastriert. Fur die Bestimmung derBlutparameter wurden vor und nach der Behandlung zu festgelegtenZeitpunkten Blutproben gewonnen. Die CO2-Narkose hatte keinenEinfluss auf den kastrationsbedingten Anstieg der Cortisolkonzentrationeneine halbe Stunde nach Kastration (B 391,2 nmol/l gegenuberD 340,7 nmol/l) (p . 0,05). Jedoch konnte nach einer Stunde einsignifikanter Abfall der Cortisolkonzentrationen bei den mit CO2 betaubtenFerkeln beobachtet werden (D 244,9 nmol/l gegenuber B336,8 nmol/l) (p