Das Gutachten zur Auslegung von § 11b TierSchG stellt die Grundlage vielerGesetze in der Bundesrepublik Deutschland dar. Nach dem Gutachten kommteine Hypertrophie des Aggressionsverhaltens besonders ausgeprägt in bestimmtenZuchtlinien der ...
Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 116, 132-137
DOI: 10.2376/0341-6593-116-132
© M. & H. Schaper GmbH. 2009
Publiziert: 04/2009
Zusammenfassung
Das Gutachten zur Auslegung von § 11b TierSchG stellt die Grundlage vielerGesetze in der Bundesrepublik Deutschland dar. Nach dem Gutachten kommteine Hypertrophie des Aggressionsverhaltens besonders ausgeprägt in bestimmtenZuchtlinien der Bullterrier, American Staffordshire Terrier und Pit Bull Terriervor. Die vorliegende Arbeit ist eine Untersuchung einer Bullterrier-Zuchtlinie aufdas Vorhandensein inadäquaten oder gestört aggressiven Verhaltens. Alle Hundewurden nach den Richtlinien des Wesenstests nach der Niedersächsischen Gefahrtierverordnung(GefTVO) vom 05.07.2000 getestet. Die Ergebnisse des Hund-Mensch und Hund-Umwelt-Kontaktes des Wesenstests wurden mit denen von415 Hunden, die unter oben genannte Verordnung fielen (Mittmann, 2002) sowiemit denen von 70 Golden Retrievern (Johann, 2004) verglichen. Der Schwerpunktlag auf Unterschieden in der Häufigkeit des Auftretens von inadäquatem odergestört aggressivem Verhalten. Von den 38 Bullterriern zeigten 10 Hunde kein aggressivesVerhalten. 27 Hunde zeigten höchstens akustisches und/oder optischesDrohverhalten. Nur ein Hund reagierte mit „Beißen, bzw. Angreifen mit vorherigemDrohverhalten“. Nach den Richtlinien des Wesenstests reagierten somit 37Hunde (97,37 %) im Hund-Mensch- und Hund-Umwelt-Kontakt des Wesenstestsin allen Testsituationen angemessen, lediglich ein Hund (2,63 %) zeigte inadäquataggressives Verhalten. Der Vergleich zwischen dem inadäquat aggressivenVerhalten der Bullterrier und dem der Hunde der beiden anderen Studien imHund-Mensch und Hund-Umwelt-Kontakt des Wesenstests ergaben keinen signifikantenUnterschied. Diese Untersuchung ließ keinen Hinweis auf inadäquat odergestört aggressives Verhalten bzw. eine Hypertrophie des Aggressionsverhaltensbei dieser Bullterrier-Zuchtlinie zu. Die weit überwiegende Mehrheit der Hundezeigte sich während der gesamten Studie sowohl sozial kompetent als auch zurKommunikation und Konfliktlösung befähigt.Summary
The expertise on the interpretation of § 11b TierSchG implies a hypertrophy ofaggressive behaviour in some bloodlines of Bullterriers, American StaffordshireTerriers, and Pitbull type dogs. This study aimed at finding out whether a hypertrophyof aggressive behaviour occurred in a certain Bullterrier bloodline. Dogs ofthis line were tested according to the guidelines of the Dangerous Animals Act ofLower Saxony, Germany (GefTVO) enacted on July 5th 2000. The Bullterriers’ testresults towards humans and environment were compared to those of 415 dogsaffected by the legislation (Mittmann, 2002) and those of 70 Golden Retrievers(Johann, 2004) in order to detect possible differences in the occurrence ofinadequate or disturbed aggressive behaviour. Of 38 Bullterriers, ten showed noaggressive behaviour towards humans and the environment. 27 dogs displayedvisual or acoustic threats at most. Only one dog reacted by “biting or attackingwith preceding threatening behaviour”. Thus, according to the test guidelines, 37dogs (97.37%) reacted appropriately in all test situations. Only one dog (2.63%)displayed inadequate aggressive behaviour. No indication for inadequate or disturbed aggressive behaviour in this Bullterrier bloodline was found. Furthermore,no significant differences were found when comparing Bullterriers and dogs ofthe two others studies concerning inadequate or disturbed aggressive towardshumans and the environment. On the contrary, throughout the entire study thebroad majority of dogs proved to possess excellent social skills as well as the abilityto communicate competently and to solve conflicts appropriately.