Image
Foto:

Journal Club

Traumatische Retikuloperitonitis: Krankheitsverlauf bei 503 Rindern

Kommt es zu Verletzungen oder Perforationen, entsteht eine Retikuloperitonitis. Eine aktuelle Studie untersucht Therapie und Krankheitsverlauf bei 503 Kühen.

Die Behandlung der traumatischen Retikuloperitonitis hat eine über hundertjährige Geschichte. Vieles wurde versucht, nicht alles war immer erfolgreich. Die konservative Behandlung beinhaltet heutzutage das Einführen eines (Käfig-) Magneten und eine gleichzeitige Antibiose über mehrere Tage. Tritt keine Besserung ein, muss auch an eine chirurgische Entfernung des Fremdkörpers (nach Weingart oder Götze) oder unter Umständen eine Euthanasie gedacht werden. In der vorliegenden Studie wurden bei 503 Kühen Behandlung und Krankheitsverlauf der Retikuloperitonitis anhand klinischer, sonografischer und röntgenologischer Befunde beschrieben.

Behandlungsprotokoll
Die Behandlung wurde anhand der Röntgenbefunde festgelegt. Tiere, bei denen im ventralen Bereich der Haube ein Fremdkörper (FK) festgestellt wurde, erhielten einen Käfigmagneten und wurden sowohl antibiotisch als auch antiphlogistisch versorgt – unabhängig davon, ob der FK nur am Boden der Haube lag oder bereits die Haubenwand penetrierte oder sogar perforierte. Hing der FK bereits sicher an einem Magneten, wurden die Tiere nur medikamentös versorgt. Die Lage von Magnet und Fremdkörper wurde am folgenden Tag röntgenologisch kontrolliert. Konnte der Magnet den Fremdkörper nicht fangen oder perforierte bzw. penetrierte der FK immer noch die Haubenwand, wurde eine Rumenotomie durchgeführt.

Operationen erfolgreicher
Von den insgesamt 503 Rindern wurden 232 konservativ behandelt, 206 wurden operiert, 61 Tiere mussten geschlachtet oder euthanasiert werden und vier Tiere wurden nach Diagnosestellung entlassen und zu Hause konservativ versorgt. Unter den chirurgisch entfernten FK waren vor allem Zaundraht und Nägel zu finden, aber auch Schrauben, Brillenbügel oder Haarspangen. 186 der 206 operierten Tiere (90 Prozent) konnten am Ende entlassen werden. Bei den konservativ behandelten Tieren waren es 191 der 236 (82 Prozent). Damit war die Operation signifikant erfolgreicher als die konservative Therapie.

Fazit
Tiere mit Verdacht auf eine traumatische Retikuloperitonitis sollten zunächst immer einen Magneten und eine Antibiose erhalten. Stellt sich nach drei bis vier Tagen keine Besserung ein, sollte eine Kontrolle stattfinden – idealerweise röntgenologisch. Eine Operation sollte den Fällen vorbehalten sein, bei denen der Fremdkörper nicht durch einen Magneten erfolgreich abgefangen werden kann.


Originalpublikation:
Braun U, Warislohner U, Gerspach C, Ohlerth S, Nuss K (2018): Treatment of 503 cattle with traumatic reticuloperitonitis. Acta Vet Scand 60: 55.
DOI 10.1186/s13028-018-0410-8.

Image

Journal Club

Trauma ohne Unfall? An häusliche Gewalt denken

Ein Fallbericht möchte Tierärzte sensibilisieren, kritisch zu bleiben: Bei Tieren mit diversen Verletzungen ohne plausible Unfallursache können auch die Tierbesitzer dahinter stecken.

Image

Journal Club

Labmagenulzera – typische Befunde

Eine retrospektive Studie aus Zürich hat untersucht, welche klinischen, ultrasonografischen und labordiagnostischen Befunde bei Kühen mit perforierendem Labmagenulkus und generalisierter Peritonitis typischerweise auftreten, mit dem Ziel, die Diagnose zu erleichtern.

Image

Journal Club

Management-Praktiken bei Pferdetransporten

Nach Verletzungen auf dem Paddock ist ein Transport die zweithäufigste Verletzungsursache bei Pferden. Die Ursache sind häufig Verhaltensweisen, die dem natürlichen Flucht instinkt geschuldet sind.

Image
Foto: chelle129 - stock.adobe.com

Journal Club

Castverband beim Pferd: mögliche Folgeschäden der Ruhigstellung

Muskuloskeletale Verletzungen können eine temporäre Immobilisation der distalen Gliedmaße notwendig machen. Eine Studie zeigt, warum eine frühe Remobilisierung so wichtig ist.