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Ammoniakemissionen stammen zum größten Teil aus der Tierhaltung.

Umweltschutz

Toilette für Kühe: Reduktion der Ammoniakemissionen

Wissenschaftler haben Rindern erfolgreich beigebracht, ein Kuh-Klo zu nutzen. Das Ziel: Ammoniakemissionen verringern.

Es ist ein scheinbar unauflösbarer Konflikt zwischen Tierwohl und Umweltschutz: In Haltungssystemen, in denen die Tiere mehr Platz und Bewegungsfreiheit haben, steigen die Ammoniakemissionen. Ammoniak ist eine gasförmige Stickstoffverbindung und breitet sich über die Luft aus. Wo der Schadstoff sich ablagert, schädigt er Ökosysteme und Pflanzen durch Überdüngung und Versauerung der Böden. In der Luft ist er an der Feinstaub-Bildung beteiligt und gefährdet so die menschliche Gesundheit. Indirekt wirkt Ammoniak zudem als Treibhausgas.

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Hohe Ammoniakemissionen im Laufstall

Ammoniak entsteht in erster Linie in der Tierhaltung aus Harnstoff. Die Emissionen steigen nicht nur mit der Menge an abgesetztem Harnstoff, sondern auch mit der Größe der verschmutzten Fläche. Im Hinblick auf den Umweltschutz sind große Laufställe, in denen die Rinder überall Kot und Harn absetzen, also ein Problem. Forschende der University of Auckland in Neuseeland, des Instituts für Tierschutz und Tierhaltung des Friedrich-Loeffler-Instituts in Celle und des Leibniz-Instituts für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf haben eine ungewöhnliche Lösung: Die Kühe sollen nicht mehr überall im Stall urinieren, sondern ein Kuh-Klo benutzen.


Top Job:


Rinder können lernen, die Miktion zu kontrollieren

Das gemeinsame Projekt zeigt: Es ist tatsächlich möglich, Rinder darauf zu trainieren, eine Toilette zu benutzen. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen arbeiteten mit 16 Kälbern, zehn der Tiere lernten erfolgreich, das Kuh-Klo zu benutzen. Für Urinieren am richtigen Ort gab es eine Belohnung, vorzeitiger Harnabsatz auf dem Gang wurde durch einen leichten Sprühstoß mit Wasser bestraft.

Das Experiment zeigt, dass Kälber durchaus in der Lage sind, ihre Blase zu kontrollieren.  „Der nächste Schritt muss sein, das Anlernen der Rinder und das „Kuh-Klo“ zu automatisieren“, so Lars Schrader vom FLI. „Das ist die Voraussetzung, dieses Verfahren auch in der Praxis einsetzen zu können“. Lohnen würde es sich: Mithilfe des Kuh-Klos könnte der Urin effektiver gesammelt, behandelt und entsorgt werden. Modelrechnungen zeigen: Landen 80 Prozent des Rinder-Urins in der Toilette, ließen sich die Ammoniakemissionen um mehr als die Hälfte reduzieren – ohne Kompromisse beim Tierwohl. 

Mehr zum Thema

  • Hier ist die Originalveröffentlichung zu finden, inklusive dem Video eines Toilettengangs.
  • Fachbeitrag zur Wirkung des atmosphärischen Ammoniak auf Nutztiere (Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 2013, Open Access).

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