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Genügend Leute erfreuen sich in den sozialen Netzwerken an – teils kritischen – Tiervideos.
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Genügend Leute erfreuen sich in den sozialen Netzwerken an – teils kritischen – Tiervideos.

Social Media

Tierleid im Netz: Was können wir tun?

Tiervideos sind in den sozialen Medien omnipräsent. Doch ein erheblicher Anteil ist als tierschutzrelevant einzustufen.

Tiere sind als Motive für Bild- und Videoaufnahmen beliebter denn je. Dieser Trend spiegelt sich in unzähligen Clips und Posts auf Social-Media-Plattformen wider. Dort bekommt man Hunde in Weihnachtskostümen, Katzen mit Klebeband unter den Pfoten, Selfies mit Löwenbabys und im Labyrinth umherirrende Hamster präsentiert. Doch so harmlos die Beiträge erscheinen mögen, hinter einigen verbirgt sich Tierleid.

Tierschutzorganisationen und andere Projekte haben diese Problematik bereits erkannt und gehen aktiv gegen die Darstellung tierschutzrelevanter Inhalte in den sozialen Netzwerken vor.

So recherchierte ein Team rund um Michaela Fels aus dem Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie (ITTN) der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, nach Beiträgen auf Social-Media-Plattformen mit Relevanz für den Tierschutz. Die Ergebnisse wurden 2021 unter dem Titel „Einfluss sozialer Medien auf den Umgang mit Heimtieren“ in Der Praktische Tierarzt veröffentlicht. Darauf aufbauend wird in einem laufenden Projekt der allgemeine Umgang mit Tiervideos erforscht. An der dafür entwickelten Onlineumfrage konnte jeder bis zum 31. Dezember 2022 teilnehmen.

Die Welttierschutzgesellschaft e.V. (WTG) hat 2020 die Kampagne „Stoppt Tierleid in den sozialen Netzwerken“ ins Leben gerufen und setzt sich seitdem auf politischer und gesellschaftlicher Ebene für weniger Tierleid in den sozialen Medien ein.


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Vor allem sensible Vierbeiner finden häufig keinen Gefallen daran für Social-Media-Kanäle in Szene gesetzt zu werden.
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Vor allem sensible Vierbeiner finden häufig keinen Gefallen daran für Social-Media-Kanäle in Szene gesetzt zu werden.

Tierleid erkennen ist nicht immer einfach

Wer sich jetzt denkt, dass sich tierisches Leiden leicht erkennen lässt, hat nur bedingt Recht. Oftmals nehmen Nutzer tierschutzrelevante Videos gar nicht als solche wahr. Neben eindeutigem Tierleid sind auch Beiträge, bei denen der Verdacht auf Tierleid besteht, als tierschutzrelevant einzustufen. Zudem kann respektloses Verhalten gegenüber Tieren als Vorstufe von Tierleid gewertet werden. Um Nutzern die Erkennung tierschutzrelevanter Inhalte zu erleichtern, hat die WTG einen Leitfaden entwickelt. Eindeutiges Tierleid wird an bebilderten Beispielen veranschaulicht, welche einen nachhaltigen Eindruck hervorrufen. Zu den verschiedenen Formen der Darstellung zählen:

  • Rohe Gewalt gegenüber Tieren
  • Durch menschlichen Kontakt entstandenes Tierleid bei Wildtieren
  • Inszenierte Tierrettungen
  • Tiere in vermeintlich lustigen Situationen
  • Tiere aus Qualzuchten

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Tierleid im Netz verhindern

Die Reichweite von tierschutzrelevanten Inhalten wird häufig unbewusst durch das eigene Nutzungsverhalten gesteigert. Der persönliche Umgang mit tierschutzwidrigen Beiträgen spielt eine wichtige Rolle, denn durch „nicht reagieren“ kann der Verbreitung von Tierleid-Videos bereits entgegengewirkt werden:

  •  Tierleid-Videos nicht (wiederholt) abspielen,
  • kein Liken oder Disliken,
  • die Beiträge nicht teilen,
  • keine Kommentare hinterlassen, auch wenn sie kritisch sind.

Um Tierleid in den sozialen Medien aktiv entgegenzutreten, sollten tierschutzrelevante Inhalte bei den Betreibern des jeweiligen Netzwerks gemeldet werden. Diese sind dafür zuständig, dass entsprechende Beiträge gelöscht werden. Hierfür hat die WTG eine Anleitung zur Meldung von kritischen Tiervideos für jede einzelne Plattform zusammengestellt.

Wenn deutlich erkennbar ist, dass das dargestellte Tierleid in Deutschland entstanden ist, sollte dieser Tatbestand bei der Polizei oder beim Veterinäramt angezeigt werden.

Jeder Einzelne sollte seine Aktivitäten auf Social-Media-Plattformen überdenken und Beiträge, in denen Tiere zur Schau gestellt werden, hinterfragen. Durch kollektives Mitwirken kann schließlich die Darstellung von Tierleid in den sozialen Medien eingeschränkt oder sogar verhindert werden.

In der Februarausgabe 2023 von Der Praktische Tierarzt berichten wir ausführlicher über das Projekt “Einfluss sozialer Medien auf den Umgang mit Heimtieren”.

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