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Teratogene Wirkung von Arzneimitteln beim Hund

Missbildungen bei Golden-Retriever-Welpen nach Medikamentengabe in der Trächtigkeit – Bericht über einen traurigen Fall, der zur Vorsicht im Umgang mit Arzneimitteln mahnt.

Kongenitale Anomalien und Geburtsfehler infolge einer Arzneimittelapplikation in der Trächtigkeit werden bei Kleinsäugern im Rahmen der Entwicklung von Humanarzneimitteln experimentell untersucht. Für Hunde fehlen jedoch oft empirische Daten. Das gilt auch für Prednison, Tramadol und Doxycyclin.

Doxycyclin, Tramadol und Prednison in den Wochen drei bis sieben
Ein Wurf mit Defekten der Mittellinie bei einer primiparen Golden-Retriever-Hündin ohne genetische Vorbelastung beider Elterntiere ist nach Ansicht der Autoren wahrscheinlich auf die Behandlung einer immunvermittelten Polyarthritis von der dritten bis siebten Trächtigkeitswoche zurückzuführen: Die Hündin erhielt Doxycyclin 4,7 mg/kg oral 2x täglich für 30 Tage, Tramadol 3,1 mg/kg oral 2x täglich (Dauer unbekannt) und Prednison 0,95 mg/kg oral 2x täglich über zehn Tage, Ausschleichen über weitere 20 Tage.

Zahlreiche Missbildungen
Die Welpen wurden termingerecht und komplikationsfrei geboren. Zwei Welpen verstarben innerhalb der ersten 24 Stunden, davon einer mit Gaumenspalte und Gastroschisis, der andere mit Untergewicht, aber ohne offensichtliche Defekte. Ein dritter Welpe kam nicht zur Untersuchung. Die übrigen fünf Welpen zeigten drei bis sieben Defekte pro Tier, darunter fünf Fälle von Gastroschisis oder Umbilikalhernie, je vier Fälle von peritoneo- perikardialer Diaphragmahernie, Ventrikelseptumdefekt bzw. subvalvulärer Aortenstenose, drei Fälle von Skelettanomalien, zwei Fälle von Leber- bzw. Nierenmissbildungen und ein unilateraler Kryptorchismus.

Schlussfolgerung
Ein Kausalzusammenhang zwischen Arzneimittelapplikation und Defekten lässt sich in diesem Einzelfall nicht beweisen. Sowohl für Doxycyclin als auch für Tramadol und Prednison wurde bei anderen Tierarten ein teratogenes Potenzial nachgewiesen, darunter das gesamte Spektrum der auch hier vorgefundenen Defekte. Daraus folgt: Ein Blick über den Spezies-Tellerrand und eine besonders sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung der geplanten Behandlung müssen bei trächtigen Tieren oberstes Gebot sein.


Originalpublikation:
Kaplan JL, Gunther-Harrington CT, Sutton JS, Stern JA (2018): Multiple midline defects identified in a litter of Golden Retrievers following gestational administration of prednisone and doxycycline: a case series. BMC Vet Res 14: 86. DOI 10.1186/s12917-018-1419-y.

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