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Amely Campe ist Tierärztin und Supervisorin.
Foto: Barbara Fisahn
Amely Campe ist Tierärztin und Supervisorin.

Interview

Supervision: Für mehr Zufriedenheit

Aus ihrer Tätigkeit in Wissenschaft und Praxis hat Tierärztin Amely Campe eine Feststellung mitgenommen: Viele Kollegen sind unglücklich in ihrem Beruf. Supervision kann ihnen helfen.

Woran liegt es, dass manche Tierärztinnen und Tierärzte unglücklich im Beruf sind? Vielen fehlt es an Wissen und Reflexion, wie man die eigenen Arbeitsbedingungen aktiv (um-)gestalten kann. Heute arbeitet sie als Supervisorin und ermuntert Führungskräfte und Teams dazu, genauer hinzuschauen: Wofür möchte ich in meiner Praxis stehen und wofür nicht?

Inwiefern unterscheidet sich die Supervision vom Coaching?

Campe: Die Supervision (SV) kommt aus der Sozialarbeit und ist eine Beratung für Menschen, die im Beruf stehen und mit anderen Menschen beratend zu tun haben.  Dabei kommen Fälle, Erlebnisse und Themen auf, die einen belasten, beschäftigen und vielleicht sogar die weitere Arbeit negativ beeinflussen. SV bietet einen geschützten Raum zur Reflexion über diese Erlebnisse, die eigenen Gedanken und Gefühle.

Bei der SV schaut der Supervisor gemeinsam mit dem Tierarzt von oben, also mit etwas Abstand, auf das Erlebte, versetzt sich in den Kommunikationspartner oder denkt einfach mal Was-Wäre-Wenn-Gedanken zu Ende, die im Alltäglichen nicht zu Ende gedacht werden können und für die man eine Begleitung und einen Strukturgeber braucht.


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Sicher kommen in der letzten Phase der Supervision, wenn es um aktive Änderungsschritte geht, auch Methoden des Coaching zum Einsatz (z. B. Zeitmanagement, Führungskräfte-Coaching), daher überschneiden sich beide Beratungsansätze in gewisser Weise.

Allerdings geht es bei der SV zu allererst um den Menschen selbst und seine Beziehungen zu anderen. Wir analysieren den Status Quo, ohne gleich etwas lösen und verändern zu wollen. Was ist das Unangenehme an der momentanen Situation?  Das Coaching geht da schneller in die Lösung und Strategieentwicklung über und ist damit nicht ganz so individuell ausgerichtet wie die Supervision.

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Welche Zielgruppen beraten Sie?

Campe: Im Wesentlichen sind es: Tierärzte  (alte Hasen wie auch Nachwuchskräfte), Praxisteams,  alle Unternehmen in und um die Tiermedizin, das öffentliche Veterinärwesen und Wissenschaftler.

Wie läuft eine Supervision ab?

Campe: Bei der Supervision geht es um Begleitung. Der Supervisor fungiert als Gesprächspartner, Strukturgeber und Hypothetiker für den Kunden. Wir sind die Spiegel unserer Klienten und helfen ihnen, ihr Thema mal aus einer anderen Blickrichtung zu betrachten und hinterfragen. Das braucht Mut und Offenheit, aber nicht, um der fremden Person Einblick zu gewähren, sondern um in sich selbst hineinzuschauen. Es ist mir an dieser Stelle wichtig, klarzustellen, dass ich keine therapeutische Ausbildung habe. Es geht in der Supervision ausschließlich um den beruflichen Kontext, nicht um persönliche, familiäre Probleme oder psychische Erkrankungen.

Wie können Tierärzte profitieren?

Campe: Die Auslöser, mit einer Supervision zu beginnen, sind ganz unterschiedlich. Die psychische Gesundheit kann wie gesagt in der Supervision nur präventiv ein Thema sein  (z. B. Work-Life-Balance, Konfliktmoderation, Kundengespräche). Meist entwickelt sich im Laufe der Arbeit an diesen Themen der Wunsch, an tiefer liegende Fragen heranzugehen. Wie zum Beispiel: "Wie will ich meinen Beruf leben? Wie will ich meinen Arbeitsalltag gestalten? Wofür stehe ich? Was ist mir wichtig?" Der Anreiz ist ganz klar: mehr eigene Zufriedenheit im Beruf zu finden. In den meisten Fällen ist allein die Tatsache, dass man einen Raum zur Selbstreflexion und Verarbeitung hat, schon ausreichend, um zufriedener zu sein und gelassener in der Zukunft mit ähnlichen Situationen umzugehen. Sozusagen, weil man Herr des eigenen Handelns geworden ist, da man versteht und erkennt, was gerade passiert und nun aktiv gegenlenken kann.

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Die Deutsche Gesellschaft für Supervision und Coaching e. V. (DGSv) setzt Standards für Ausbildungen in diesen Bereichen. Interessierte User finden hier Berater und Infos rund um die Themen Führung und Gesellschaftspolitik. 

Amely Campe hat die Zentrale Einrichtung für Weiterbildung (ZEW) der Leibniz Universität Hannover für das Kontaktstudium Supervision/Praxisberatung genutzt. Sie bringt aus folgenden Bereichen der Supervision  Methoden zum Einsatz: Systemische Beratung, Transaktionsanalyse, Themen-zentrierte Interaktion (TZI), Psychodrama, Gruppen-Supervision nach dem BALINT-Verfahren. Diese Weiterbildung ist von der International Association for Consulting Competence e. V. (IACC) anerkannt. Bei der ZEW gibt es ganz unterschiedliche Weiterbildungen im Bereich Supervision und Coaching. 

Besuchen Sie Amely Campe online.

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