Der Praktische Tierarzt 90, 958-976
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2009
Publiziert: 10/2009
Zusammenfassung
Bei vier Schaflämmern verschiedener Rassenwurden kongenitale Skoliosen der Hals- und Brustwirbelsäule bzw.Tortikollis sowie Gesichtsskoliosen und Arthrogrypose diagnostiziert.Die Missbildungen sollten in ihrem Erscheinungsbild charakterisiertund deren Ursache aufgeklärt werden. Alle vier Schafewurden klinisch, neurologisch und orthopädisch untersucht. ImBlutplasma wurden Kalzium, Phosphat und die Aktivitäten derAlkalischen Phosphatase und Kreatininkinase bestimmt. Für denNachweis von in Deutschland vorkommenden teratogenen Virenwurden Blutproben serologisch und virologisch untersucht. WeiterführendeUntersuchungen erfolgten mittels bildgebender Verfahren,bei einem Schaf mittels Elektromyographie sowie zytogenetischenChromosomenanalysen und molekulargenetischer Tests auf diedas Spider Lamb Syndrome verursachende Mutation im fibroblastgrowth factor receptor 3 (FGFR3) Gen. Von zwei Tieren wurde Liquorcerebrospinalis untersucht. Drei Tiere wurden nach der Euthanasiepathologisch-anatomisch und -histologisch untersucht.Bei allen Schafen lagen Wirbeldeformationen vor, während Hinweiseauf neuromuskuläre Schädigungen fehlten. Die Wirbel- undGliedmaßendeformationen führten in allen Fällen zu hochgradigenBewegungsstörungen. Das Spider Lamb Syndrome sowie virale Infektionenkonnten als Ursachen ausgeschlossen werden. Skoliosenverschiedener Bereiche der Wirbelsäule können zu Schräg- undSchiefhaltung des Halses führen. Aufgrund der eingeschränktenLebensqualität ist von der Aufzucht derartig betroffener Schafe abzusehen.Da genetische Komponenten nicht ausgeschlossen werdenkönnen, sollten betroffene Tiere auch bei geringer Ausprägungder Skoliose nicht zur Zucht verwendet werden.