Der Praktische Tierarzt 89, 474-479
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2008
Publiziert: 06/2008
Zusammenfassung
Mehr und mehr spielen durch Blut saugende Vektorenübertragene Krankheitserreger bei Hunden auch in Deutschlandeine Rolle.
Als Gründe hierfür kommen in ersterLinie das Verbringen von Hunden ausDeutschland in Endemiegebiete sowie dieEinfuhr von Tieren aus Endemiegebieten(z. B. als „Urlaubsmitbringsel“) in Betracht.Zunehmend ist jedoch auch davon auszugehen,dass aufgrund des Klimawandelsund der damit einhergehenden günstigerenklimatischen Bedingungen bislang nicht inDeutschland heimische Erreger endemischwerden. Dies konfrontiert den Tierarztzunehmend häufiger mit dem Problem,Patienten mit Dirofilariose, Babesiose oderLeishmaniose therapieren zu müssen.
Da die Behandlung dieser Erkrankungenimmer schwierig ist, die Erkrankungenteilweise trotz Behandlung zumTode führen oder die Therapie häufig nichtmit dauerhaftem Heilungserfolg verbundenist, muss großes Augenmerk auf einesinnvolle Prävention gelegt werden. Wichtigfür eine effektive Prävention ist dieKenntnis der häufigsten Vektoren beimHund. Dies sind als Überträger für dieim folgenden dargestellten ErkrankungenZecken und Mücken.
Die Zecken, die bei uns als Überträgervon Krankheiten in Betracht kommen,sind:der Holzbock (Ixodes ricinus), der an fürden Hund relevanten Erregern in Mitteleuropavor allem verschiedene Borrelienartensowie Anaplasma phagocytophilumüberträgt, ferner die Auwaldzecke(Dermacentor reticulatus), die Überträgerder Babesiose ist, und die Braune Hundezecke(Rhipicephalus sanguineus), Vektorfür Babesia canis vogeli, Ehrlichia canis undHepatozoon canis.
Neben der Erregerübertragungdurch Zecken fungieren auch Mückenals Vektoren für Infektionen. An ersterStelle ist hier die Herzwurmerkrankung(Dirofilariose, Erreger Dirofilaria immitis)zu nennen. Stechmücken der GattungenCulex, Aedes und Anopheles kommen alsmögliche Vektoren in Betracht, allerdingsgilt hier wie auch für die durch Sandmücken(Phlebotomus-Arten) übertrageneLeishmaniose, dass in Mitteleuropa beiDurchschnittstemperaturen unter 14 °Ckeine Entwicklung in der Mücke stattfindet.Damit werden bei uns bislangnicht die Bedingungen erreicht, die füreine Übertragung erforderlich sind. AutochthoneLeishmaniosefälle sind daherzwar prinzipiell für Deutschland nichtauszuschließen, bisher jedoch sehr selten.Endemisch nachgewiesen wurden Sandmückenbisher am Oberrheingraben.
Beispielhaft werden nun drei Erkrankungenvorgestellt, die in Deutschlandbis vor einigen Jahren als ausgesprochene„Reisekrankheiten“ galten, sich jedochzunehmend ausbreiten, unbehandelt meisttödlich enden und bei entsprechenderSymptomatik differentialdiagnostischstets mitbedacht werden müssen.