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Osteosarkome bei Hund und Mensch

Welche Erkenntnisse sind zwischen beiden Arten übertragbar? Eine Literaturübersicht lässt Raum für Spekulationen.

Beim Menschen ist das Osteosarkom eine seltene Erkrankung, beim Hund tritt sie 27-mal häufiger auf. Beide Arten haben eine schlechte Prognose, beim Menschen hat sich das Fünf-Jahres-Überleben seit Jahrzehnten nicht nennenswert verbessert, beim Hund leben nach einem Jahr noch etwa 45 Prozent. Bei beiden Spezies wären daher bessere Therapien erwünscht und Synergieeffekte zwischen den Forschungsbemühungen willkommen.

Die Datensammlung
Die Autoren versuchen, einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand für beide Spezies zu geben. In einem Streifzug durch knapp 150 Publikationen skizzieren sie die Klinik, Histologie, derzeitige Behandlungsmethoden und Prognosefaktoren für beide Arten und setzen einen deutlichen Schwerpunkt auf die Genetik. Leider bleiben die Darstellungen oberflächlich, und Parallelen, die sich als wissenschaftliche Ausgangspunkte für eine Übertragung von Erkenntnissen eignen würden, drängen sich dem Leser nicht auf. Man erfährt, dass das histologische Bild bei Mensch wie Hund heterogen ist und eine Einteilung in Subtypen nach sich gezogen hat, aber nicht, was man aus diesem Faktum lernen soll. Ebenso erfährt man, dass Mensch wie Hund länger überlebt, wenn die Tumorchirurgie um eine adjuvante Chemotherapie ergänzt wird, aber nicht, weshalb diese wenig überraschende Parallele erwähnenswert ist. Beim Thema Genetik wird schließlich der Speziesvergleich vollständig aufgegeben und die Daten in getrennten Kapiteln dargestellt. Diese Kapitel sind die ausführlichsten und trotz der fehlenden Querverbindungen recht informativ.

Fazit
Die Kernaussage der Publikation ist wohl, dass der Hund aufgrund seiner relativ hohen Inzidenzraten für das Osteosarkom für die Forschung interessant ist. Eine Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen würde diese Forschung natürlich stärker ins Rampenlicht rücken. Allerdings scheint dies verfrüht, denn zumindest bei dem von den Autoren hier präsentierten Detaillierungsgrad sind Parallelen kaum zu erkennen. Dennoch: Wer sich einen kurzen Überblick über die aktuelle Datenlage bei beiden Spezies verschaffen möchte, mag mit dieser Publikation sein Ziel erreichen.

Originalpublikation:
Simpson S, Dunning MD, de Brot S, Grau-Roma L, Mongan NP, Rutland CS (2017): Comparative review of human and canine osteosarcoma: morphology, epidemiology, prognosis, treatment and genetics. Acta Vet Scand 59: 71. DOI 10.1186/s13028-017-0341-9.


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