Der Praktische Tierarzt 89, 546-549
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2008
Publiziert: 07/2008
Zusammenfassung
Malformationen der Gliedmaßen sind meistensauf ein Trauma zurückzuführen. Dabei stehen falschbehandelte Frakturen oder – beim Jungtier – dieSchädigung der Wachstumsfuge im Vordergrund.
In seltenen Fällen kommt es auch durch Stoffwechselstörungenzu Deformierungen der Gliedmaßen mit ausgeprägten Bewegungsstörungen.Die Osteopetrose wurde in der Veterinärmedizin seltenbeschrieben. Eine Heilung der Krankheit ist bis heute nicht bekannt.Der vorliegende Fall beschreibt das klinische Bild der Osteopetrosebeim Hund und die Parallelen zur Humanmedizin.
Pathogenese und Krankheitsbild
Die Osteopetrose ist eine sehr seltene Krankheit des Skelettsystems.Sie wurde erstmals im Jahre 1907 von dem deutschen Chirurgenund Röntgenologen Heinrich Ernst Albers-Schönberg beschrieben.Es kommt dabei zu einer generalisierte Zunahme der Knochensubstanzmit Einengung des Markraums, einem Anstieg der Härteund Dichte des Knochens und damit zu einer verminderten Belastbarkeit.Bereits geringe Traumata können zu einer pathologischenFraktur führen.
Für das Wachstum des Knochens und für die Erhaltung seinermorphologischen Struktur ist das Zusammenspiel zwischen denknochenabbauenden Osteoklasten und den knochenbildenden Osteoblasteneine Voraussetzung. Die Osteoklasten wirken im saurenMilieu an der Kontaktfläche zum mineralisierten Knochen innerhalbihrer Lakunen. Wenn der pH-Wert ansteigt, kommt es zu Resorptionsstörungenvon Knochengewebe, das durch die enchondraleOssifikation gebildet wurde (Schulz et al. 2003). Als Ursache derFunktionsminderung von Osteoklasten werden Genmutationenvermutet, die für die Ionenpumpen kodieren (Kornak et al. 2003).Die Folge ist eine überschießende Knochenbildung. Der dafür notwendigehohe Verbrauch von Kalzium kann zur Hypokalzämie mitsekundärem Hyperparathyreoidismus führen. Die Knochen sindverkürzt und spröde. Sie besitzen weder eine richtige Markhöhlenoch Kortikalis („Marmorknochenkrankheit“).