Image
Foto:

Der Praktische Tierarzt

Objektivierung der „Stempelprobe“ als Bestandteil der klinischen Rückenuntersuchung zur Diagnose des Kissing Spines-Syndroms mittels Algometrie in Korrelation mit Röntgenbefunden

In der vorliegenden Untersuchung wurde zur Objektivierung der Stempelprobe ein Algometer verwendet, mit dessen Hilfe die Kraft gemessen werden kann, mit der ein Druck in der Medianen des Pferderückensüber dem supraspinalen und interspinalen Raum ...

Der Praktische Tierarzt 83, 436-440

Publiziert: 05/2002

Zusammenfassung

In der vorliegenden Untersuchung wurde zur Objektivierung der Stempelprobe ein Algometer verwendet, mit dessen Hilfe die Kraft gemessen werden kann, mit der ein Druck in der Medianen des Pferderückensüber dem supraspinalen und interspinalen Raum ausgeübt wird (Stempelprobe), um eine eventuelleDruckreaktion hervorzurufen.

Zur Untersuchung derzeitlichen Konstanz der auslösbaren Druckreaktionenwurden 30 Reitpferde, die Druckreaktionen aufwiesen, viermal in wöchentlichem Abstand algometrisch untersucht. In der Kontrollgruppe befanden sich 24 Pferde, die zu Beginn der Untersuchung keine Druckreaktion zeigten. 46, 63 %der druckreaktiven Wirbel warenüber den gesamten Untersuchungszeitraum druckreaktiv. Die Wahrscheinlichkeit ein druckreaktives Arealdiagnostiziert zu haben, lag bei 91, 19 %. 8, 81 %der untersuchten Wirbel zeigten nicht konstante Druckreaktionen. Um Vorkommen und Lokalisation von druckreaktiven Punkten sowie die sie auslösendenDruckstärken zu untersuchen, wurden bei 44 Pferdenmit positiver Druckreaktion und 26 Pferden ohneDruckreaktion die Ergebnisse der algometrischen Untersuchung mit den röntgenologischen Befunden derDornfortsätze verglichen. Druckreaktionen ließen sichvornehmlich über Dornfortsätzen auslösen, die einenpathologischen Röntgenbefund der Dornfortsätze aufwiesen. Bezieht man die Ausstrahlung der Druckreaktion auf die Umgebung von zwei Wirbeln nach kranialbzw. kaudal mit ein, so lässt sich weiter einschränkendsagen, dass sich Druckreaktionen vornehmlich überbzw. in der Nähe von Dornfortsätzen mit höhergradigen röntgenologischen Veränderungen (Grad IV –VI)auslösen ließen. Mit steigendem Befundgrad steigt dieWahrscheinlichkeit, dass sich über dem betroffenenWirbel eine Druckreaktion auslösen lässt. Bei röntgenologischem Befund IV. bis VI. Grades stagniert diesejedoch (45 –49 %). Es liegt eine Kopplung von positivenDruckreaktionen und höhergradigem pathologischemRöntgenbefund vor. Ein noch verbleibender Anteil vonhöhergradigen Röntgenbefunden in der Gruppe dernicht druckreaktiven Pferde zeigt jedoch, dass die röntgenologische Veränderung nicht das allein entscheidende Kriterium für eine positive Druckreaktion ist.

Erstmalig wurde die Definition von Druckmessbereichen vorgenommen. Die standardisierte Untersuchung ermöglicht dem Untersucher die Druckkräfte, mit denen Druckreaktionen auszulösen sind, miteinander zu vergleichen. Dies ist insbesondere für die Beobachtung des zeitlichen Vergleichs von Druckreaktionen für weiterführende Studien oder zur Evaluierungeines Therapieverlaufs hilfreich. Die Übertragbarkeitder Druckmessung auf fremde Untersucher wurdenachgewiesen. Die algometrische Druckmessungstellt eine geeignete zusätzliche Untersuchungsmethode dar. Der Druck, der zum Auslösen einer Druckreaktion aufgewendet wird, korreliert nicht mit dem Gradder röntgenologischen Veränderung, jedoch weisen dieDornfortsätze, über denen positive Druckreaktionenauszulösen sind, mit hoher Wahrschinlichkeit röntgenologische Veränderungen Grad I –VI auf.

 

Image
DPT_Logo

 

Jetzt abonnieren und weiterlesen!

Der Praktische Tierarzt bietet Ihnen praxisrelevante Originalarbeiten, Übersichtsartikel und Fallberichte. Als Abonnent haben Sie online Zugriff auf aktuelle und archivierte Fachartikel. Ein Fortbildungsbeitrag in jedem Heft sichert Ihnen 12 ATF-Stunden pro Jahr, die Teilnahme ist online möglich.

Jetzt Abo anfragen