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Foto: Claudia Wiese

Der Praktische Tierarzt

Idiopathische Uveitis bei einem double merle Australian Shepherd mit Mikrophthalmie durch eine Merle Ocular Dysgenesis

Uveitis in a double merle Australian Shepherd dog with microphthalmus due to merle ocular dysgenesis

Der Praktische Tierarzt 103, 688-701

DOI: 10.2376/0032-681X-2230

Eingereicht: 15. Oktober 2021

Akzeptiert: 25. April 2022

Publiziert: 07/2022

Zusammenfassung

Genetisch bedingte Defekte sind bei Hunden häufig rassespezifisch. Dies sollte bedacht werden, wenn Hunde bestimmter Rassen, insbesondere mit angeborenen Krankheiten, in der Tierarztpraxis vorgestellt werden. Australian Shepherds sind rassebedingt oft von vererbbaren Erkrankungen wie der Merle Ocular Dysgenesis (MOD) betroffen. Diese Erkrankung kann durch eine Verpaarung von Elterntieren hervorgerufen werden, welche beide eine verlängerte Allellänge des Merle-Lokus im SILV-Gen haben und so die für diese Rasse typische Merle-Färbung vererben. Aus solch einer Verpaarung können „double merles“ entstehen, die das Merle-Gen homozygot (MM) tragen. Betroffene Hunde haben typischerweise einen großen Weiß-Anteil in ihrer Fellfärbung und weisen unterschiedlich starke Veränderungen der Augen und des Gehörs auf. In dem vorliegenden Fall wurde eine weiße, einseitig taube Australian Shepherd Hündin mit einer Mikrophthalmie und Uveitis vorgestellt. Genetisch trug sie das Merle-Gen homozygot (MM). Die Uveitis heilte nach Behandlung mit Prednisolonacetat Augentropfen komplett aus. Die Mikrophthalmie wurde durch eine Fehlentwicklung in der Embryogenese aufgrund des zuvor erwähnten Gendefekts hervorgerufen. Da betroffene Elterntiere nicht zwangsläufig den typischen Phänotyp eines Merle-Tiers aufweisen müssen, sondern es auch kryptische oder atypische Merles gibt und die Vererbung durch Mosaiks verkompliziert wird, sollten Elterntiere dieser Rasse einen Gentest machen, um die Allellänge im Merle-Lokus zu bestimmen. Damit können genetische Defekte vor einer Verpaarung besser ausgeschlossen und eine MOD bestenfalls verhindert werden.

Augenuntersuchung
Gendefekt
Merle-Faktor
Allellängen
MOD

Summary

Genetic disorders are common in veterinary medicine and should always come to mind when dogs of certain breeds are examined. Due to their breed, Australian shepherds often show genetic impairments such as Merle Ocular Dysgenesis (MOD). This defect is generated by mating two dogs carrying a longer interspersed element in the SILV gene which is responsible for the merle coat pattern typical for this breed. Dogs having MOD often show large white portions in their coat colour and have different stages of deafness and ocular anomalies. In this case we discuss a white, half deaf Australian shepherd bitch with microphthalmia and uveitis in her right eye. After treating the eye with prednisolone eye drops the uveitis healed completely. The microphthalmus was due to a disorder during embryogenesis caused by MOD. The bitch was a so-called “double merle” that evolves when two dogs are mated, both carrying the merle factor. Genetically she was homozygous for the merle factor (MM). The parents do not necessarily have to show phenotypic signs of a merle coat pattern, but can also be “cryptic merles” or “atypical merles” which underlines the importance of genetic testing before mating Australian shepherds. Breeding pairs should be tested to identify the allel-length of the merle lokus, so that genetic disorders can be excluded beforehand and impede Merle Ocular Dysgenesis.

genetic disorders
merlefactor
allel length
Ophthalmology
MOD

 

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