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Hunderassen mit mehr genetischer Diversität sind gesünder.
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Hunderassen mit mehr genetischer Diversität sind gesünder.

Zucht

Völlig überzüchtet? Inzucht-Effekt beim Hund

Die Mitglieder einer Hunderasse sind genetisch fast so eng verwandt wie leibliche Geschwister. Der hohe Inzuchtgrad hat Auswirkungen auf die Tiergesundheit.

Weiß mit schwarzen Punkten, großer Zottelbär, wendiger Sprinter oder krummbeiniges Schlappohr: Jede Hunderasse ist mit einem ganz spezifischen Aussehen und bestimmten Wesensmerkmalen ausgestattet, häufig aber auch mit rassetypischen Krankheitsprädispositionen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass für Tiergesundheit und Lebensdauer neben der Körpergröße vor allem Inzucht eine Rolle spielt.

Wenig genetische Diversität bei reinrassigen Hunden

Die meisten modernen Hunderassen gibt es noch nicht lange, sie wurden in den letzten 200 Jahren begründet. Meist stammen die Hunde einer Rasse von nur wenigen Gründer-Tieren ab. Im Laufe der Zucht wurde dann stark auf Körperbau, Größe und Fellfarbe selektiert, teilweise wurden sogar bewusst eng verwandte Tiere gekreuzt. Addiert man den Effekt geschlossener Zuchtbücher und genetischer Flaschenhälse hinzu, resultiert ein hoher Grad an Inzucht. Ein durch Stammbaum-Analysen bestimmter Inzucht-Koeffizient unterschätzt das nicht selten, weil er nicht weit genug in die Vergangenheit reicht und meist nicht die komplette Abstammung berücksichtigt. Genotypisierung macht es inzwischen aber möglich, den Inzuchtgrad genetisch zu bestimmen.

Forschende der University of California, Davis haben mit einem kommerziellen Anbieter für Gentests bei Haustieren kooperiert und konnten so Daten von fast 50.000 Hunden und 227 Rassen sammeln. Daraus haben sie Genotyp-basierte Inzucht-Koeffizienten für die Hunderassen berechnet. Der Mittelwert lag beunruhigend hoch bei 0,24, also nur knapp unter dem Verwandtschaftsgrad von Geschwistern. 


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