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Die Feline Infektiöse Peritonitis ist endlich heilbar.
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Die feline infektiöse Peritonitis ist endlich heilbar.

Interview

Therapie mit GS-441524: „Nun können wir FIP heilen!“

Die feline infektiöse Peritonitis (FIP) galt lange als unheilbar. Nun macht eine aktuelle Studie Hoffnung: Die orale Therapie mit GS-441524 führte bei allen teilnehmenden Katzen mit FIP zur Heilung. Wir haben mit Studienleiterin Prof. Dr. Katrin Hartmann gesprochen.

100 Prozent Überlebensrate! Hatten Sie mit dem sehr guten Ergebnis gerechnet?

Hartmann: Ich bin absolut begeistert von diesem unglaublich positiven Ergebnis. Ich hätte jeden, der mir das vor einigen Jahren prophezeit hätte, für verrückt erklärt. In der Vergangenheit war es nicht vorstellbar, dass diese Erkrankung bei Katzen heilbar ist. Und nun können wir FIP heilen!

Was sind die Vorteile der oralen Gabe von GS-441524?

Hartmann: Im Vergleich zu subkutanen Injektionen hat die orale Therapie entscheidende Vorteile. Der saure pH-Wert der Injektionslösung ist reizend; die Injektionen sind daher oft mit Schmerzen verbunden. Eine Eingabe von Tabletten ist für Besitzer viel einfacher zu managen als Injektionen, bei denen man viel falsch machen kann.


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Bisher gibt es keine Zulassung für das Medikament, es ist nur auf dem Schwarzmarkt erhältlich. Wird sich das ändern?

Hartmann: Ich habe die große Hoffnung, dass die Ergebnisse unserer Studie einen Einfluss auf die Zulassung des Medikaments haben werden. Nun haben wir endlich eine wirklich effektive Therapie gefunden und natürlich wären wir sehr glücklich, wenn diese auch bald möglichst allen Tierärzten zur Verfügung stünde.

Wäre es denkbar, FIP-Katzen mit Remdesivir zu therapieren?

Hartmann: Im Gegensatz zu Remdesivir kann GS-441524 oral verabreicht werden, das ist ein entscheidender Vorteil. Darüber hinaus entfaltet GS-441524 seine antivirale Wirkung direkt; Redesivir muss im Körper erst umgewandelt werden, bevor es wirken kann. Außerdem ist noch unklar, wie hoch Remdesivir bei Katzen dosiert werden darf. Wie Ergebnisse aus ersten Fallberichten zeigen, wirkt Remdesivir bei FIP scheinbar nicht so gut wie GS-441524. Wir wissen, dass in England eine Studie zu Remdesivir durchgeführt wird, deren Ergebnisse wir auf jeden Fall noch abwarten möchten, bevor wir Empfehlungen herausgeben.

FIP wird wie Covid-19 durch ein Coronavirus ausgelöst. Welche Parallelen sehen Sie?

Hartmann: Es gibt sehr interessante Parallelen. Ich arbeite in enger Kooperation mit den Kinderärzten vom Dr. von Haunerschen Kinderspital zusammen. Vor einiger Zeit kamen die Humanmediziner auf mich zu, weil Kinder mit PIMS (Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome) Symptome entwickeln, die tatsächlich denen von an FIP erkrankten Katzen sehr ähnlich sind. Kinder mit PIMS entwickeln eine extreme Überreaktion des Immunsystems und auch Ergüsse.

Da es viele Parallelen zwischen FIP und PIMS gibt, forschen wir nun gemeinsam und machen Studien, um Erkenntnisse über die Pathogenese und Therapie der beiden Krankheiten zu erlangen. Hierbei stehen wir noch am Anfang unserer Forschung – wir werden sehr viele Parameter miteinander vergleichen. PIMS hat zwar eine nicht so hohe Letalität wie FIP, aber es ist dennoch eine schwerwiegende Erkrankung bei Kindern und es ist noch nicht genau bekannt, was da eigentlich passiert. Ziel ist es, zu verstehen, wie es zu diesem Syndrom kommt und wie man es am besten behandeln kann.

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