Ende des 19. Jahrhunderts verbreitet die Maul- und Klauenseuche auf den Höfen Deutschlands Angst und Schrecken, Rinder und Schweine sterben zu Hunderttausenden. Schließlich wird der Arzt und Greifswalder Professor für Hygiene, Friedrich Loeffler, mit der Erforschung der Seuche beauftragt. Er mietet sich zwei S-Bahn-Bögen in Berlin, richtet dort Tierställe ein und macht mit seinem Mitarbeiter Paul Frosch erste Infektionsversuche.
Die Wiege der Virusforschung
In den Berliner S-Bahn-Bögen macht Loeffler eine faszinierende Entdeckung. Der Erreger der Maul- und Klauenseuche entpuppt sich als ein vermehrungsfähiges Partikel das deutlich kleiner ist als ein Bakterium: das erste uns bekannte Virus. Bald stellt sich heraus, wie vorsichtig man im Umgang mit dem gefährlichen kleinen Erreger sein muss. Weitere Versuche in Loefflers einfacher Arbeitsstätte an der Universität Greifswald führen zu einer Verschleppung der Tierseuche und handeln dem Begründer der Virologie ein Forschungsverbot ein. Im Jahr 1910 verlagert Loeffler seine Arbeit deshalb auf die abgelegene Insel Riems. Er baut dort die erste virologische Forschungsstätte.
Der Kampf gegen die Maul- und Klauenseuche
Top Job:
Schwerpunkt der Forschung auf Riems war zunächst die Maul- und Klauenseuche (MKS). Loeffler stellte mit seinen Mitarbeitern das erste Immunserum her, mit dem Rinder geschützt werden konnten. Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm der Tierarzt Otto Waldmann die Leitung der „Staatlichen Forschungsanstalt Riems“, steigerte die MKS-Impfstoffproduktion und begann mit der Forschung an weiteren Viruserkrankungen.
Auch im Dritten Reich war Riems Zentrum der Virusforschung. 1945 wurde das Institut zunächst völlig demontiert. Die Forscher nahmen ihre Arbeit jedoch schon kurz darauf in notdürftig ausgerüsteten Laboren wieder auf, denn es drohten erneut MKS-Seuchenzüge.
In der DDR wurden auf der Insel Riems in erster Linie MKS-Vakzine produziert, es gelang die weltweit erste MKS-Massenschutzimpfung für Rinder. Die BRD richtete währenddessen in Tübingen eine „Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere“ (BFAV) ein. Dort wurde unter anderem eine MKS-Vakzine entwickelt, die auch für Schweine geeignet war, sowie der Tollwut-Lebendimpfstoff, mit dem die Fuchstollwut in Deutschland getilgt werden konnte.
Viren erforschen und beherrschen
Im wiedervereinigten Deutschland wurde das Institut auf der Insel Riems Teil der BFAV und einige Jahre später ihr Hauptsitz. Thomas C. Mettenleiter, Herausgeber der Berliner und Münchener Tierärztlichen Wochenschrift, ist seit 1996 Leiter des Instituts, das seit 2004 wieder den Namen seines Gründers trägt: Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsanstalt für Tiergesundheit.
Als selbstständige Bundesoberbehörde gehört das FLI nun zum Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Im Tiergesundheitsgesetz festgelegt ist die Arbeit an Gesundheit und Wohlbefinden von Nutztieren sowie dem Schutz des Menschen vor Zoonosen – einem Thema, das heute vielleicht wichtiger ist denn je. Das Institut fungiert als Berater der Politik zur Tiergesundheit und führt Nationale Referenzlaboratorien für alle melde- und anzeigepflichtigen Tierseuchen. Für die Arbeit mit hochansteckenden, für den Menschen gefährlichen Erregern wie Ebola verfügt das Institut über S4-Hochsicherheitslabore für zoonotische Erreger, die einzigen in Europa in denen Forschung zu derartigen Viren an Großtieren möglich ist.
- Das FLI hat eine eigene Homepage zum Jubiläum gestaltet.
- Zum Gründungsjubiläum gibt es ein One-Health-Symposium. Es findet am 11. und 12. Oktober als Hybridveranstaltung statt.