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Fremdkörper-Operation: Enterotomie oder Anastomose?

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Obstruktive Fremdkörper beim Hund: Enterotomie oder Anastomose

Obstruktionen des Darmes nach oraler Aufnahme von Fremdkörpern kommen beim Hund häufig vor. Sie machen eine Chirurgie zur Entfernung des Fremdkörpers erforderlich. Inwieweit dabei die Komplikationsrate von der Operationstechnik abhängt, untersuchte eine aktuelle Studie.

Die orale Aufnahme von Fremdkörpern stellt in der Kleintierpraxis einen häufigen Vorstellungsgrund für Hunde dar. Obwohl in Abhängigkeit der Fremdkörpergröße und -konsistenz eine Passage möglich ist, kann es im schlimmsten Fall zur Obstruktion des Darmes kommen. Diese Situation stellt eine eindeutige Indikation zur chirurgischen Entfernung des Fremdkörpers dar. Letztere kann sowohl durch eine Enterotomie als auch durch die Resektion des betroffenen Darmabschnitts mit anschließender Anastomose vorgenommen werden. Nordamerikanische Wissenschaftler untersuchten nun, welcher Ansatz eine höhere Gefahr der Dehiszenz als ernsthafte Komplikation in sich trägt.

Deutliche Unterschiede beim Risiko für eine Dehiszenz

Die Forscher stellten eine sechsmal größere Dehiszenzgefahr bei Resektion und Anastomose des betroffenen Darmabschnittes im Vergleich zur Entfernung per Enterotomie fest. Des Weiteren fielen ein höheres Alter des Hundes und eine schlechtere Anästhesieklassifizierung als bedeutsame Risikofaktoren für das Auftreten einer Dehiszenz auf. Diese beiden Faktoren erhöhten das Risiko ganz unabhängig von der gewählten Operationstechnik.

Enterotomie oder Anostomose: Die Entscheidung muss im Einzelfall erfolgen


Top Job:


Auch wenn die vorliegenden Resultate zu dem Schluss verleiten könnten, eine Enterotomie sei der Resektion grundsätzlich vorzuziehen, so warnen die Autoren ausdrücklich vor dieser Interpretation. Der Entscheid, ob eine Enterotomie möglich und erfolgversprechend ist, hängt stark von der Vitalität des betroffenen Darmabschnittes ab und wird erst intraoperativ gefällt. Der Einsatz von Untersuchungsmethoden, welche eine möglichst akkurate Einschätzung der Darmvitalität ermöglichen, könnte hier einen großen Fortschritt bedeuten. Mit Sicherheit können die neuen Erkenntnisse dazu dienen, den Besitzer über das zu erwartende Dehiszenzrisiko in Abhängigkeit des vorgenommenen chirurgischen Ansatzes aufzuklären. 

Originalpublikation

Lopez DJ, Holm SA, Korten B, Baum JI, Flanders JA, Sumner JP (2021): Comparison of patient outcomes following enterotomy versus intestinal resection and anastomosis for treatment of intestinal foreign bodies in dogs. J Am Vet Med Assoc 258: 1378–1385. DOI 10.2460/javma.258.12.1378

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