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Sperrmilch als Kälberfutter – ja oder nein?

Kann Sperrmilch ohne Bedenken an Kälber verfüttert werden? Oder wird dadurch die Verbreitung antibiotikaresistenter Keime gefördert? Wir stellen einen neuen Übersichtsartikel vor, der den Kenntniszuwachs seit der EFSA-Risikobewertung von 2017 zusammenfasst.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat im Jahr 2017 eine Risikobewertung der Verfütterung von Sperrmilch an Kälber auf Basis der bis 2016 publizierten Literatur veröffentlicht. Diese beleuchtete die Verbreitung antibiotikaresistenter Keime und Möglichkeiten zur Risikominderung. Fazit war damals, dass die Aufnahme von Biestmilch auch bei nicht abgeschlossener Wartezeit eines Trockenstehers nicht zur vermehrten Freisetzung von antibiotikaresistenten Keimen mit dem Kälberkot führt, wohl aber die Fütterung der Milch von während der Laktation antibiotisch behandelten Kühen. Als Möglichkeiten zur Eindämmung des Risikos wurden seinerzeit der Einsatz von β-Lactamasen und Hitze-Inaktivierung der Antibiotika­rückstände in der Milch diskutiert.

Neue Daten

Eine neue Übersichtsarbeit widmet sich der seither publizierten Literatur. Dabei wurden 19 Originalartikel einbezogen, von denen etwa die Hälfte über Studien mit echter Sperrmilch und die übrigen über Studien mit einer durch Antibiotikabeimischung nachgestellten „Sperrmilch“ berichten.

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Die Studienergebnisse weisen eine große Bandbreite auf. Eine erhöhte Ausscheidung von antibiotikaresistenten Keimen durch mit Sperrmilch gefütterte Kälber konnte zwar bestätigt werden, doch war diese Ausscheidung oft nur transient und von kurzer Dauer. Auch eine Veränderung des intestinalen Mikrobioms wurde mehrfach bestätigt, doch blieb unklar, ob dies nun vorteilhaft oder nachteilig für die Kälbergesundheit war. Der Mechanismus der Keimübertragung von der Milch auf das Kalb konnte bislang nicht geklärt werden; festzustehen scheint lediglich, dass es sich um ein komplexes Phänomen handelt. Die Autoren stellen weiterhin fest, dass der Großteil der Studien sich allein auf E. coli bezieht.

Fazit

Die analysierten Publikationen ergeben ein völlig heterogenes Bild, was die Autoren auf nicht standardisierte Methoden zurückführen, vom Schema der Probenentnahme über die untersuchten Antibiotika und Bakterienspezies bis hin zur Zusammensetzung und Vorbehandlung der Sperrmilch. So bleibt wohl vorerst die Nutzen-Risiko-Abwägung der Verfütterung von Sperrmilch weiterhin eine Gleichung mit vielen Unbekannten.

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Originalpublikation: Firth CLL, Kremer K, Werner T, Käsbohrer A (2021): The Effects of Feeding Waste Milk Containing Antimicrobial Residues on Dairy Calf Health. Pathogen 10(2): 112. DOI 10.3390/pathogens10020112.

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