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Kleintierpraxis

Psychogene Polydipsie bei einem Europäisch-Kurzhaar-Kater

Psychogenic polydipsia in a European Shorthair cat

Kleintierpraxis 66, 208-215

DOI: 10.2377/0023-2076-66-208

Publiziert: 04/2021

Zusammenfassung

Ein acht Monate alter, männlich-kastrierter Europäisch-Kurzhaar-Kater wurde aufgrund von Polydipsie und Polyurie in der Klinik vorgestellt. Zum Zeitpunkt der Vorstellung nahm der Kater mehr als 500 Milliliter Wasser am Tag bei einem Körpergewicht von fünf Kilogramm auf. Dies entspricht einer täglichen Wasseraufnahme von über 100 ml/kg/d. Im Zuge der diagnostischen Aufarbeitung konnte lediglich eine Isosthenurie festgestellt werden, weiterführende Untersuchungen verliefen ohne besonderen Befund. Eine Nierenerkrankung, die häufigste Ursache für Isosthenurie, konnte durch die vorliegenden Untersuchungsergebnisse weitestgehend ausgeschlossen werden. Als Differenzialdiagnosen kamen ein zentraler oder nephrogener Diabetes insipidus oder eine primäre, psychogene Polydipsie infrage. Eine Versuchstherapie mit Desmopressin (konjunktivale Applikation) blieb ohne Erfolg. Ein zunächst geplanter Durstversuch wurde nicht durchgeführt, da die Symptome des Katers infolge einer Änderung der Haltungsbedingungen (Wechsel des Wohnortes und der Anzahl der im Haushalt lebenden Personen infolge eines Umzugs des Besitzers) sistierten. Kontrolluntersuchungen zeigten einen konzentrierten Urin und eine normale Wasseraufnahme von nur noch 50 ml/kg/d. Ein probeweises Zurückführen in die alte Umgebung führte zum Rezidiv der Symptomatik. Die Diagnose einer primären, psychogenen Polydipsie wurde gestellt. Der vorliegende Fall ist nach Kenntnis der Autoren der zweite beschriebene Fall einer primären Polydipsie bei einer Katze.

Isosthenurie
Polyurie
Desmopressin

Summary

An 8-month-old neutered male European shorthair cat was presented with a history of polyuria and polydipsia. The initial investigations (urinalysis, urine culture, complete blood count and serum biochemistry profile) only revealed the presence of isosthenuric urine. Thus, the differential diagnosis included central and nephrogenic diabetes insipidus and psychogenic (primary) polydipsia at this stage. A trial therapy with desmopressin (conjunctival application) was not successful. To rule out nephrogenic diabetes insipidus and psychogenic polydipsia, a modified water deprivation test was planned. However, prior to performing the test, the clinical signs resolved after the cat had been placed into a new home. Returning to the old home resulted in a reoccurrence of the clinical signs. As a consequence, a diagnosis of psychogenic (primary) polydipsia was made. To the author’s knowledge, this is only the second feline case of psychogenic polydipsia described in the literature.

isosthenuria
polyuria
desmopressin

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